Artikel teilen:

Rund 450 Menschen trauern um den “Punk der Nordkirche”

Mit seinen bunten Haaren war Matthias Isecke-Vogelsang der Paradiesvogel der Nordkirche. Zu seiner Trauerfeier kamen über 450 Menschen, die Trauerrede hielt Bischöfin Fehrs.

Matthias Isecke-Vogelsang galt als der "Punk der Nordkirche"
Matthias Isecke-Vogelsang galt als der "Punk der Nordkirche"epd-bild / Olaf Malzahn

Rund 450 Menschen haben bei einer Trauerfeier in Süsel (Schleswig-Holstein) dem verstorbenen „Punk der Nordkirche“, Matthias Isecke-Vogelsang, gedacht. Über 80 von ihnen verfolgten den Gottesdienst draußen in Zelten, einige Gäste waren bunt gekleidet in die evangelische St. Laurentius-Kirche gekommen, so wie es sich die Familie in der Traueranzeige gewünscht hatte. Der Altarraum war bunt beleuchtet, auch ein Shanty-Chor trat auf. Die Beisetzung soll in einigen Tagen im Familienkreis in Düsseldorf erfolgen. Mit seiner Frau Annegret Vogelsang hatte der gebürtige Chemnitzer drei erwachsene Kinder und war bereits mehrfacher Großvater.

Isecke-Vogelsang war am 26. November nach langer Krankheit im Alter von 73 Jahren gestorben. Mit grün-blauem Irokesen-Schnitt, Nieten-Armband und zerrissenen Jeans galt er als Paradiesvogel der Nordkirche, für die der Pädagoge in zahlreichen Gremien ehrenamtlich arbeitete. Erst sechs Tage vor seinem Tod war er von der Landessynode, dem Kirchenparlament, erneut in die Kirchenleitung gewählt worden. Beruflich machte er sich als Schulleiter in Süsel und später in Lübeck einen Namen. Als bekennender „Punk und Pauker“ erzielte er bundesweit mediale Aufmerksamkeit.

Matthias Isecke-Vogelsang war Mitglied der Nordkirchen-Synode

Die Hamburger Bischöfin und EKD-Ratsvorsitzende, bezeichnete Isecke-Vogelsang in ihrer Trauerrede als „einen großartigen Punk der Herzensklasse“. Fehrs: „Alles, was er uns geschenkt hat an Zeit und Kraft, vielen Ideen und Worten, ‘vielen Worten’, war eine einzige Liebeserklärung an das Leben.“

Kurz nach seinem Tod hatte die Landesbischöfin der Nordkirche, Kristina Kühnbaum-Schmidt Isecke-Vogelsang als eine Persönlichkeit bezeichnet, „deren kluge, liebevolle und visionäre Art unser kirchliches Leben nachhaltig bereichert hat“.

Isecke-Vogelsang wurde 1952 in Chemnitz geboren und wuchs in einem Arbeiterviertel in Essen auf. Seine Kindheit und Jugend waren christlich geprägt. In seinem Pädagogik-Studium wählte er Religion als Zusatzfach. Sein Interesse am Religionsunterricht hielt auch als Lehrer und Schulleiter an. Er rief Schulgottesdienste ins Leben und organisierte Fortbildungen für Religionslehrkräfte.

Seit 2015 war er Mitglied der Landessynode der Nordkirche und stand mit seiner Arbeit für Freiheit und Toleranz. Besonders setzte er sich für die Themen Inklusion, Geschlechtergerechtigkeit und Geschlechtervielfalt ein. Er wünschte sich eine politische Kirche. Sie habe den klaren Auftrag, zu sagen, was in der Gesellschaft falsch laufe, fand er.