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Rund 35.000 Besucher in Gedenkstätte Grafeneck

Im vergangenen Jahr haben rund 35.000 Menschen die Gedenkstätte Grafeneck in Gomadingen (Landkreis Reutlingen) besucht. Dies sei eine leichte Steigerung zum Jahr 2022, sagte Thomas Stöckle, Leiter der Gedenkstätte, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Grafeneck komme damit als meistbesuchte Gedenkstätte in Baden-Württemberg an seine Kapazitätsgrenzen. Von Januar bis Dezember 1940 wurden in Grafeneck über 10.600 Menschen mit geistigen Behinderungen oder psychischen Erkrankungen ermordet. Grafeneck war der Ort im nationalsozialistischen Deutschland, an dem das industrielle Morden seinen Anfang nahm und danach an anderen Orten und Konzentrationslagern weitergeführt wurde.

In Baden-Württemberg gibt es mehr als 70 Gedenkstätten, in zivilgesellschaftlicher oder kommunaler Trägerschaft, die die Verbrechen der Nationalsozialisten im Bewusstsein halten. Grafeneck und die Ulmer KZ-Gedenkstätte Oberer Kuhberg sind die zwei größten. Neben den Gedenkstätten gibt es zahlreiche Erinnerungsstätten der Demokratiegeschichte. Wie der Fachreferent Gedenkstättenarbeit der Landeszentrale für Politische Bildung, Cornelius Kückelhaus, dem epd sagte, habe es seines Wissens nach dem 7. Oktober, dem Terrorangriff der Hamas auf Israel, keine antisemitischen Vorfälle in Gedenkstätten im Südwesten gegeben, die mit dem Angriff in Zusammenhang stünden.

Viele der Gedenkstätten konnten im Januar noch keine Zahlen für das Jahr 2023 nennen. Im Jahr 2022 haben 189.949 Personen die Gedenk- und Erinnerungsorte in Baden-Württemberg besucht. Diesen Wert erhob die Landeszentrale für politische Bildung (LpB) bei der Auswertung der jährlichen Besucherstatistik, an der sich 72 Gedenkstätten und Gedenkstätteninitiativen beteiligten.

Zur KZ-Gedenkstätte Leonberg kamen 2023 insgesamt 1.964 Besucher, darunter 850 Jugendliche, 2022 waren es 1.797 Personen, darunter 614 Jugendliche. „Einen Anstieg von antisemitischen Anfeindungen konnten wir im Rahmen unserer Gedenkstättenarbeit nicht feststellen“, teilte Eberhard Röhm, Stellvertretender Vorsitzender der KZ-Gedenkstätte Leonberg mit. Vom Frühjahr 1944 bis April 1945 gab es in Leonberg das Außenlager des KZ Natzweiler im Elsass. Insgesamt 5.000 Männer aus 24 europäischen Nationen arbeiteten im Lauf dieses einen Jahres in den beiden bombensicheren Röhren des Engelberg-Tunnels. In 12-Stunden-Schichten an sieben Tagen in der Woche mussten sie die Tragflächen des Messerschmitt-Düsenjägers Me 262 herstellen.

In die KZ-Gedenkstätte Sandhofen (Mannheim) kamen insgesamt 1.284 Besucher, davon 705 Jugendliche und junge Erwachsene – Zahlen, die über dem Vorjahr 2022 liegen, in dem die Arbeit noch durch die Corona-Pandemie eingeschränkt war. Die KZ-Gedenkstätte erinnert an polnische Männer und Jungen, die als „politische Gefangene“ aus Warschau verschleppt und interniert wurden. (0121/20.01.2023)