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Roma-Verbände erinnern an Genozid und mahnen Politik

Verbände der Roma und Sinti in Deutschland haben an den Genozid an diesen Volksgruppen durch die die Nationalsozialisten erinnert. Gleichzeitig appellierten sie an die Politik, ihre Verantwortung für den Schutz und die Sicherheit der Roma und Sinti wahrzunehmen. Bis heute flüchteten Roma vor allem aus Ländern Ost- und Südosteuropas, die als „sichere Herkunftsstaaten“ deklariert seien, vor rassistischer Diskriminierung, Ausgrenzung und Verfolgung, heißt es in einer vom Bundes-Roma-Verband am Freitag in Göttingen verbreiteten Erklärung.

Der Verband äußerte sich anlässlich des Europäischen Holocaust-Gedenktags für Sinti und Roma (2. August). An diesem Tag wird jährlich der Opfer des Völkermordes unter Sinti und Roma in der NS-Zeit gedacht. Die Zahl der Opfer wird auf 220.000 bis 500.000 geschätzt.

In Deutschland leben dem Verband zufolge neben etwa 100.000 deutschen Sinti und Roma etwa 1,2 Millionen migrantische, also aus dem Ausland zugewanderte oder geflüchtete Roma. Die ersten Roma, die nach dem Zweiten Weltkrieg nach Deutschland kamen, seien Gastarbeiter vor allem aus Jugoslawien, aber auch aus Griechenland, Spanien, Italien und der Türkei gewesen. „Viele von ihnen ließen sich einbürgern“, erläutert der Verband. „Ihre Kinder und Enkel erhielten die deutsche Staatsangehörigkeit mit ihrer Geburt.“

Seit dem Ende der 1980er-Jahre seien Roma vor Spannungen und anschließenden Bürgerkriegen aus den verschiedenen Regionen des früheren Jugoslawien nach Deutschland geflüchtet. Vielen sei ein Schutzstatus verwehrt worden. „Sie blieben über Jahre oder gar Jahrzehnte geduldet, also ohne sicheren Aufenthaltsstatus.“ Diese langjährige Stagnation mit Beschäftigungsverboten, Residenzpflicht und Gutscheinsystem sowie nur wenigen Möglichkeiten auf Fortbildung oder Integrationskurse habe bis heute gravierende Folgen für die Betroffenen. Viele seien abgeschoben worden..

Nach dem Kosovo-Krieg 1999 seien innerhalb kurzer Zeit fast 90 Prozent der kosovarischen Roma aus ihrer Heimat vertrieben worden. Viele seien nach Deutschland gekommen, manche hätten nach wie vor keinen sicheren Aufenthaltsstatus. Auch ihre in Deutschland geborenen Kinder und Enkel lebten zum Teil „im geerbten Nicht-Status der Duldung“.

Seit Beginn des Krieges in der Ukraine 2022 flüchteten viele Roma auch von dort nach Deutschland, um ihre Kinder in Sicherheit zu bringen, hieß es weiter. Als ukrainische Staatsangehörige sei ihr Aufenthaltsstatus zwar derzeit noch gesichert. Viele von ihnen erlebten vor, während und nach der Flucht aber ein hohes Maß an Diskriminierung.