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Renovabis warnt: Menschenwürde in Europa in Gefahr

Grenzzäune, Obdachlosigkeit, Roma-Diskriminierung – beim Renovabis-Kongress in Berlin wurde klar: Politik und Gesellschaft stehen im Umgang mit der Würde des Menschen auf dem Prüfstand. Ein Aktionsplan soll helfen.

Mit einem eindringlichen Appell zum Schutz der Menschenwürde ist der 29. Internationale Renovabis-Kongress in Berlin zu Ende gegangen. Renovabis-Hauptgeschäftsführer Thomas Schwartz warnte am Donnerstag in einer Mitteilung, die Menschenwürde werde in vielen Bereichen “instrumentalisiert oder verletzt”.

Schwartz präsentierte einen Aufruf mit zehn Handlungsimpulsen an Politik, Kirche und Gesellschaft, die der Kongress mit mehr als 200 Teilnehmenden aus 26 Ländern formuliert hatte. “Menschenwürde ist keine abstrakte Idee”, erklärte er. Sie verlange konkretes Handeln. Entscheidend sei, wie Gesellschaften mit Kranken, Sterbenden, Obdachlosen, Minderheiten, Suchtkranken, Geflüchteten oder Misshandelten umgehen. Die Diskriminierung der Roma im Osten Europas nannte er erschreckend.

Ein zentrales Thema des Kongresses war die Frage nach einem würdevollen Sterben. Viele Suizidwünsche seien Folge von Einsamkeit, Altersarmut oder Pflegekrisen, hieß es. Renovabis warnte vor einer gesellschaftlichen Normalisierung der Selbsttötung. Stattdessen forderte Schwartz bessere Hospize, Palliativangebote und seelsorgliche Begleitung.

Zu den gravierendsten Verletzungen der Menschenwürde zählen nach Worten des Hauptgeschäftsführers Menschenhandel und sexuelle Ausbeutung. Weltweit seien rund 50 Millionen Menschen von moderner Sklaverei betroffen. Armut bilde in Osteuropa einen Nährboden für Ausbeutung, so Schwartz. So gerieten Frauen durch Zwang oder Täuschung in die Prostitution. Er sprach sich für eine konsequente Strafverfolgung nach dem “Nordischen Modell” aus.

Auch die EU müsse ihre Migrationspolitik neu ausrichten: “Pushbacks, überfüllte Lager und blockierte Hilfen treten die Menschenwürde mit Füßen”, kritisierte der Theologe. Humanität und Rechtsstaatlichkeit müssten sichtbar umgesetzt werden.