Jüdischer und Islamischer Religionsunterricht sollten nach Ansicht der Osnabrücker Pädagogin Daniela Boßmeyer-Hoffmann an möglichst vielen allgemeinbildenden Schulen angeboten werden. Derzeit zerfalle der Zusammenhalt der Religionen in vielen Ländern so stark, dass er in grausamen Kriegen wie etwa im Nahen Osten ende, sagte die Leiterin der katholischen Ursulaschule in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der zunehmenden Konfrontation auch in Deutschland müsse mit gelebter Friedenserziehung in Schulen begegnet werden. Religionsunterricht für alle drei abrahamitischen Religionen könne dazu einen wichtigen Beitrag leisten.
An der Ursulaschule, einem Gymnasium, können seit 2017 neben Katholiken und Protestanten auch Juden und Muslime einen eigenen Religionsunterricht besuchen. Dafür habe sie eigens einen jüdischen Kollegen und eine muslimische Kollegin eingestellt, sagte Boßmeyer-Hoffmann. Unter den rund 1.000 Schülerinnen und Schüler sind derzeit 59 Muslime und 7 Juden. Auch Jugendliche der benachbarten Dom-Oberschule nähmen an dem Unterricht teil.
Damit sind diese beiden Schulen ihren Angaben zufolge die einzigen weiterführenden Schulen in Niedersachsen mit einem Unterrichtsangebot für Christen, Juden und Muslime. Vorbild sei die ebenfalls in Osnabrück beheimatete Drei-Religionen-Grundschule. Auch wenn die jüdischen Schüler eine sehr kleine Minderheit darstellten, werde das Unterrichtsangebot gleichberechtigt mit den anderen gefördert, betonte Boßmeyer-Hoffmann. Derzeit überlege das Schulleitungsteam gemeinsam mit den Lehrkräften, einen Oberstufenkurs in jüdischer Religion anzubieten, auch wenn daran möglicherweise nur wenige Jugendliche teilnehmen würden.
Im Zuge des Religionsunterrichts spielten auch interreligiöse Aktionen im Schulalltag eine große Rolle, betonte die Schulleiterin. So habe es in der Vergangenheit etwa Projekttage zum Fasten in den drei Religionen gegeben. Zudem würden regelmäßig Vorträge zu religiösen Themen und interreligiöse Elterntreffs angeboten.
Dennoch hätten der Überfall der Hamas vor zwei Jahren und der Gazakrieg sowie die Darstellungen darüber in den sozialen Medien auch an der Ursulaschule für Konfliktpotenzial gesorgt. „Aber wir haben das angesprochen und die Emotionen auf beiden Seiten zu Wort kommen lassen“, sagte Boßmeyer-Hoffmann. Ein Vortrag eines israelischen Friedensaktivisten habe nach Protesten und Drohungen von außen allerdings nur unter hohen Sicherheitsvorkehrungen stattfinden können.