Großhansdorf. Die Kirchengemeinde Großhansdorf hat seit Mai eine eigene Akademie: In unterschiedlichen Veranstaltungen kommen Vertreter aus Kirche und Welt zusammen, um interdisziplinär über grundsätzliche Themen aus Wissenschaft, Politik und Gesellschaft zu diskutieren. Dabei setzt Pastorin Anna Cornelius auf das Know-how vor Ort.
„Die Akademie soll ein anderer Ort als Kirche sein“, erklärt Pastorin Cornelius, „hier findet etwas statt, was mit Bildung zu tun hat und nicht explizit mit Kirche.“ „Innovativ, weltoffen, diskursfreudig“ lautet die Unterzeile, die alle zum Dialog einlädt. Behandelt werden Themen wie: Digitale Unsterblichkeit – Trauerbewältigung mittels eines Avatars des Verstorbenen? Was sagen Traumforscher, Medizin und Bibel zum Thema Träume? New Work – Wie sieht die Zukunft der Arbeit aus?
Wachsender Ort
„Ausgangspunkt für die Akademie waren eine Demografie- und eine Sozialraumstudie für Großhansdorf“, erläutert Anna Cornelius. Die ergaben, dass der Ort stark wächst und junge Familien sowie Menschen zwischen 40 und 60 Jahren anzieht. „Wir wollen auf diesen Trend reagieren und Menschen etwas bieten, das nicht nur die klassischen Angebote von Gottesdienst und Kirchengruppen umfasst.“ Ziel sei eine attraktivere Kirchengemeinde, die einen neuen Ort innerhalb von Kirche anbiete. „Dahinter steht das Ziel der Öffnung“, betont die Theologin.
Fachleute eingeladen
Zum einen sollen mit der Akademie auch kirchenferne Besucher angesprochen werden. Zum anderen ist den Pastoren die Öffnung in die Region wichtig. „Großhansdorf liegt nahe an Hamburg. Hier wohnen viele Menschen mit interessanten Berufen, die wir als Referenten gewinnen können.“ Die Menschen hätten einen Bezug zu ihrer Region, das bringe sie zusammen. Schließlich will Kirche mitreden. „Wir als Kirche haben etwas zu sagen zu den aktuellen Themen unserer Zeit und Gesellschaft“, sagt Anna Cornelius. Ziel sei ein Dialog mit Wirtschaft, Naturwissenschaft, Politik oder anderen Religionen zu Themen wie Nachhaltigkeit, Frieden, Medizinethik, Digitalisierung und vielem mehr. „Die Akademie soll für die Kirche auch ein Blick über den Tellerrand sein, um rauszukommen aus der theologischen Blase.“
Deshalb sind es weltliche und theologische Perspektiven, die in der Akademie diskutiert werden. „Wir wollen Raum bieten für Diskussionen aller Art, Streitkultur und Gespräche.“ Den Auftakt bilden Formate wie ein Vortrag, ein Workshop oder eine Podiumsdiskussion, bei der hochrangige Fachleute aller Wissensgebiete referieren. Partner können kirchliche Vertreter sein. So diskutiert der Kirchliche Dienst in der Arbeitswelt beim Thema „New Work“ mit, dann wieder sind Pastoren online unterwegs, die zum Thema Digitalisierung mitreden. „Neben klassischen Themen sollen Experimente gewagt werden nach dem Muster der ,Pop Up‘-Church.“
Nicht nur für Akademiker
„Die Angebote der Akademie sind nicht nur für Akademiker gedacht“, stellt Anna Cornelius klar. „Hier ist jeder angesprochen, der an Gesellschaftsfragen Interesse hat.“ Oft würden provokante Fragen diskutiert. Am 9. November ist Thomas Straubhaar zu Gast, der mit Unternehmer Norbert Basler und einem Hamburger Theologen über internationale Wirtschaftsbeziehungen sprechen wird. Am 18. Januar 2023 gehen Astronom Professor Peter Hauschildt von der Hamburger Sternwarte und Jonas Goebel, Pastor, Autor und Blogger, der Frage nach Urknall, Entstehung der Menschheit und außerirdischem Leben nach.
Mittlerweile hat sich eine Untergruppe „Kirche und Wirtschaft“ gegründet, demnächst solle auch ein „Interreligiöser Stammtisch“ entstehen, denn in der Nähe gibt es eine jüdische Gemeinde, eine katholische Gemeinde, Freikirchen und Moslems. Ehrenamtliche Referenten, Sponsoren und Teilnehmerbeiträge helfen, die Akademie zu finanzieren. 2023 soll zudem eine Akademie-Begleitgruppe bei der Programmgestaltung eingebunden werden. Die Veranstaltungen finden in der Auferstehungs-Kirche statt, bis das neue Gemeindehaus fertig ist.