Es sind farbenfrohe Bilder aus einem ganz besonderen Material, die noch bis zum 28. März in der Oldenburger St.-Lamberti-Kirche zu sehen sind: Quilts, mehrlagige Wandteppiche, die aus vielen Stoffstücken genäht sind. Sie zeigen die Pflanzen der Bibel.
40 Kunstwerke sind es, passend zu den 40 Tage der Passionszeit, wie Pastor Ralph Hennings erläutert. Ihm sind solche Ausstellungen wichtig. In der St.-Lamberti-Kirche als zentraler Kirche der Stadt will er die Menschen nicht nur im Gottesdienst ansprechen. Die Kirche soll auch „ein Ort für den Austausch mit Kultur und Kunst“ sein. Quilts zählen für ihn dazu.
Gestaltet wurden die textilen Kunstwerke von Frauen der ökumenischen Gruppe „Aus heiterem Himmel“ aus dem Münsterland. Sie sind Mitglieder der „Lippetal-Quilter“ aus vorwiegend katholischen Gemeinden rund um Münster.
Eine Bühne für die Pflanzen der Bibel
„Textile Kunstwerke gehören nicht zu den klassischen Bereichen der Kunst, sie werden eher dem Kunsthandwerk zugerechnet“, sagt Hennings. „Ich finde das nicht angemessen und behandle die Quilts gleichberechtigt zu Malerei oder Bildhauerei.“
Ihm gefallen die unterschiedlichen Techniken und die vielen Details – „verbunden mit der Hinführung zur Welt der Bibel mit einem freundlichen Thema: Der Pflanzenwelt, die uns im Frühling immer besonders erfreut“.
“Sprossendes Gras” zeigt Vergänglichkeit des Lebens
Jeder der 40 Quilts zeigt eine Pflanze und deutet den Hintergrund der Geschichte an. So wird zum Beispiel das „sprossende Gras“ mit Psalm 90 zu einem Gleichnis für die Vergänglichkeit des Lebens. Dafür ist das Quadrat auf dem Quilt unterteilt in „Morgen“ und „Abend“ des Lebens. Eine Golddistel wird als Unkraut gezeigt, das auch nützlich ist und wird so zu einer Forderung nach Toleranz. Der Olivenbaum auf einem anderen Quilt symbolisiert Frieden, Hoffnung und neues Leben.
Beim Quilten werden verschiedene kleine Stoffteile miteinander vernäht und bilden so neue Muster. Über vergleichsweise einfache geometrische Muster der typischen gequilteten Decken geht die Arbeit bei den Pflanzen der Bibel aber weit hinaus. Die Künstlerinnen verbinden traditionelle Techniken des Quiltens zum Beispiel mit Stickerei, mit Schrift oder mit dreidimensionalen Objekten, die auf dem Quilt befestigt werden, um beispielsweise Weintrauben plastisch darzustellen.
“Ausstellung passt in Passionszeit”
Alle in der Kirche ausgestellten Wandteppiche haben das Grundformat von 30 mal 90 Zentimetern. Auf ihnen machen die Künstlerinnen die Charakteristiken der Pflanzen sichtbar. Zudem gibt es für jede Pflanze und jeden Quilt eine Tafel mit ausführlichen Erläuterungen zum Motiv.
Gerade jetzt in der Passionszeit passe die Ausstellung, findet der Theologe mit Blick auf „die Verbindung von Vergänglichkeit in der Pflanzenwelt mit dem Thema Vergänglichkeit in der Fastenzeit“. Schließlich gelte: „Gedenke, dass du sterblich bist.“
Einer der Quilts ist bewusst unvollendet geblieben, weil die Schöpferin während ihrer Arbeit daran gestorben ist. So weben sich auch die Lebensgeschichten der Schöpferinnen in ihre Kunstwerke ein.
Die Ausstellung in der Oldenburger Kirche St. Lamberti ist bis zum 28. März montags von 11 bis 16 Uhr sowie dienstags bis samstags von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.