Streit um Fakten: Zwei Social-Media-Akteure berichten, wie Misstrauen und “Lüge”-Rufe politische Debatten belasten. Warum sie dennoch an die Kraft des Zuhörens glauben.
Nina Poppel, Politikwissenschaftlerin und Publizistin, pocht auf mehr Zuhören in öffentlichen Debatten. “Demokratie fängt auf der niedrigsten Ebene an”, sagte die Social-Media-Creatorin der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Sie ist auf Instagram als @nini_erklaert_politik aktiv. “Es fängt auf der Beziehungsebene an, also mit Leuten ins Gespräch gehen, Themen auch wirklich diskutieren, zuhören.”
Dazu gehöre anzuerkennen, dass das Gegenüber auch grundsätzlich Recht haben könne, betont Moderator und Autor Fabian Grischkat. Er ist journalistisch auf Sozialen Plattformen als @fabiangrischkat vertreten; zuletzt hat er mit Babo Gabbert das Buch “Keine Zukunft ist auch keine Lösung” veröffentlicht. “Ich bin auch im Internet schon falsch abgebogen”, sagt er. “Wie oft war ich auf irgendwelchen Seiten und habe mir die Frage gestellt: Wo bist du denn jetzt gelandet?” Das könne jedem einmal passieren.
Auch Grischkat wünscht sich mehr Zuhören in der politischen Diskussion, erlebt aber nach eigenen Worten häufig das Gegenteil. Das merke er an Reaktionen auf seine Posts: “Wir nehmen uns die Zahlen, bauen daraus einen Post und wir haben darunter mindestens zehn Kommentare, die halt schreiben: ‘stimmt nicht’ oder ‘Lüge'”, sagt er. “Wir haben alles schwarz auf weiß. Da merkst du: Hier ist Vertrauen verloren gegangen.”
So auch kürzlich, als das Portal Nius über ihn berichtete, das vielfach als rechtspopulistisch eingestuft wird. Grischkat erwähnten sie im Zusammenhang mit angeblich gekauften Klicks im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Einige Leser hätten ihn daraufhin persönlich beschuldigt. “Ich habe mit fast allen geschrieben und ein paar haben sich nachher sogar fast schon bei mir entschuldigt”, sagt Grischkat. Die Erfahrung habe ihm auch Hoffnung gegeben: “Wir können das schaffen, wenn wir uns nicht anschreien, wenn wir uns Zeit nehmen. Da sind noch einige Leute, die sind für Diskussion und Diskurse offen.”