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Psychotherapeut: Ohne Vertrauen in Beziehungen ist alles nichts

Die Ampel-Regierungskoalition ist zerbrochen – Grund dafür ist offenbar auch das fehlende Vertrauen des Kanzlers in seinen ehemaligen Finanzminister. Ein Psychotherapeut erklärt nun den Stellenwert von Vertrauen.

Vertrauen in Beziehungen jeglicher Art ist einem Experten zufolge die Basis des Zusammenlebens. “Ich kann Streit haben oder große Konflikte – das halten Beziehungen aus. Aber wenn das Vertrauen fehlt, kann ich mich im Grunde trennen”, erklärte der Psychotherapeut und Buchautor Wolfgang Krüger im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Donnerstag. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte am Mittwochabend Finanzminister Christian Lindner (FDP) entlassen und das unter anderem damit begründet, dass es “keine Vertrauensbasis” gebe. Scholz sagte: “Zu oft hat Minister Lindner mein Vertrauen gebrochen.”

Vertrauen ist laut Krüger die Bereitschaft, dass eigene Leben in die Hand eines anderen zu legen. “Ich muss das Gefühl haben, dass ich mich erstens auf den anderen verlassen kann und dass er es zweitens gut mit mir meint.” Sobald man dagegen das Gefühl habe, der andere handele gegen die eigenen Interessen, bekomme die Beziehung einen Riss. Dieser Riss sei manchmal zu kitten – durch intensive Gespräche oder etwa in Form einer Paartherapie.

An dem Spruch “Vertrauen ist wie Porzellan, ist es einmal gebrochen, kann man es vielleicht kitten, aber der Sprung bleibt” sei allerdings etwas dran, räumte Krüger ein. Ob sich ein zerrüttetes Vertrauensverhältnis heilen lasse, hänge davon ab, wie hoch die Bindungsbereitschaft der Partner sei: Hat man noch eine Vision für die Partnerschaft? Lohnt es sich noch, weiter in sie zu investieren? “Wenn ich denke, dass es mir mit anderen besser gehen würde oder mir schon Alternativen suche, dann machen Gespräche keinen Sinn mehr”, ist der Buchautor (“Das Glück in der Liebe finden”) überzeugt.

Durch gemeinsames Lachen lerne man sich besser kennen und finde eine menschliche Basis. Darauf könne Vertrauen wachsen. Zusätzlich führten gemeinsame Ziele und gemeinsame Erfolge zu Vertrauen. “Erfolg kann Meinungsverschiedenheiten überbrücken”, sagte der Psychotherapeut. Wenn Partner jedoch das Gefühl hätten, sie seien allein erfolgreicher oder der andere schade ihnen sogar, dann komme es früher oder später zur Trennung.

“An dem Punkt, an dem mein eigenes Leben, meine innere Sicherheit und meine Visionen bedroht sind, ist mir das eigene Wohl immer wichtiger als die Partnerschaft”, sagte der Berliner Therapeut. Vertrauen stelle sich nur ein, wenn man das “tiefe und fast schon naive Bauchgefühl” habe, alles werde gut.