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Psychologe: Wer sich jung fühlt, bleibt länger jung

Das subjektiv gefühlte Alter hat nach Forschungen des Psychologen Markus Wettstein positive Auswirkungen auf die Gesundheit. “Wer sich jung fühlt, ist tendenziell gesünder und bleibt es auch, hat ein höheres Wohlbefinden, treibt mehr Sport. Das subjektive Alter hat also motivierende Wirkung”, sagte Wettstein der aktuellen Ausgabe der “Apotheken Umschau”. Entsprechende biologische Parameter könne man auch im Körper nachweisen.

“Wenn ich denke, es ist sowieso alles zu spät, dann treibe ich keinen Sport, und die Gefahr, krank zu werden oder nicht lange zu leben, steigt”, so Wettstein. Er untersucht gemeinsam mit einer Forschungsgruppe das Thema Alter und Lebensspannenpsychologie an der Berliner Humboldt Universität.

Demnach fühlen sich die Menschen in Deutschland zur Zeit um elf bis zwölf Prozent jünger als sie sind, Frauen dabei jünger als Männer. Das Phänomen ziehe sich durch alle Altersgruppen. Es gebe den Trend zur “Verjüngung” über die Zeit hinweg”, so Wettstein.

“Heute fühlen sich alte Menschen noch jünger als Gleichaltrige vor zehn, fünfzehn Jahren”, sagte er. “Zudem scheint das alles ein sehr westeuropäisches Phänomen zu sein: Es gibt etwa eine Studie zum Altern in Burkina Faso, dort fühlen sich die meisten Menschen nur minimal jünger, als sie sind.”

Als Gründe sieht er die Lebenserwartung, die in dem westafrikanischen Land nur bei knapp über 60 Jahren liege. “Außerdem spielt die Auseinandersetzung mit Alter oder Anti-Aging in einem armen Land vermutlich keine so große Rolle”, so Wettstein.

Dies sei in Deutschland anders. “Wäre Altern in der Gesellschaft ausschließlich positiv besetzt, dann wäre das Bedürfnis womöglich nicht so groß, sich abzugrenzen und jünger zu fühlen”, so der Forscher. “Wir sind immer noch nicht an dem Punkt angekommen, wo wir ausbalancierte Altersstereotype haben. Wo wir auch die Potenziale des Alterns ausreichend würdigen. Ältere Menschen sind nicht alles vulnerable Risikogruppen.”