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Psychologe Mansour beklagt mangelnden Kampf gegen Islamismus

Der Psychologe und Autor Ahmad Mansour hat nach dem Messeranschlag von Solingen zu wenig Entschlossenheit im Kampf gegen Islamismus beklagt. „In den Schulen, in den Gefängnissen, in den sozialen Medien ist dieses Phänomen nicht neu“, sagte er am Montag im WDR5-„Morgenecho“. Vor einigen Jahren habe er sich mit Beamten unterhalten, die sich um Prävention sowie Deradikalisierung kümmern sollten und dabei eine eher entspannte Umgangsweise wahrgenommen.

Es gebe einen Islam in Deutschland, dem Menschen anhingen, die tagtäglich arbeiteten und schon seit Generationen zu unserer Gesellschaft gehörten. Die hätten damit nichts zu tun, unterstrich Mansour. Diese Menschen reagierten „in der Analyse viel radikaler auf solche Islamisten“ als manche Leute in der Mehrheitsgesellschaft.

„Wenn wir über Islamismus sprechen, dann müssen wir auch merken, woher das kommt“, erklärte Mansour. Lehre, Islam und Moscheen in Deutschland müssten unabhängig vom Ausland und auf der „Basis unserer Demokratie“ gestaltet werden. „Und diesen Schritt sind wir nicht gegangen“, kritisierte der Autor.

Die Forderung etwa von CDU-Chef Friedrich Merz, keine Menschen aus Afghanistan oder Syrien mehr nach Deutschland zu lassen, bezeichnete Mansour als „richtige Gedanken“. Er wisse aber nicht, ob dies die richtigen Antworten seien. Die Aufgabe der Politik sei erst einmal, die Bevölkerung zu schützen, betonte der Psychologe. Natürlich wolle man Menschen helfen, die von Krieg fliehen, aber es brauche Kontrollmöglichkeiten. Wer Terror veranstalten wolle, müsse vorher identifiziert und an der Einreise gehindert werden. „Diese Kontrollen gibt es nicht“, kritisierte Mansour.

Am Freitagabend hatte beim „Fest der Vielfalt“ zum 650. Solinger Stadtjubiläum ein Mann mit einem Messer auf Festbesucher eingestochen. Drei Menschen wurden getötet und acht verletzt. Der mutmaßliche Attentäter Issa Al H. wurde am Samstagabend festgenommen und sitzt in Untersuchungshaft. Dem 26-jährigen Syrer wird unter anderem die Mitgliedschaft in der islamistischen Terrororganisation IS vorgeworfen. Er soll als Asylbewerber nach Deutschland gekommen sein und sich seiner Abschiebung entzogen haben.