Artikel teilen

Präses Latzel zu Solingen: Keine Zeit für Parolen und Hass

Auf die Angehörigen der Toten und die verletzten Menschen lenkt der rheinische Präses Thorsten Latzel den Fokus nach dem Anschlag von Solingen. Parolen seien fehl am Platz.

Der leitende Theologe der Evangelischen Kirche im Rheinland, Thorsten Latzel
Der leitende Theologe der Evangelischen Kirche im Rheinland, Thorsten LatzelHeike Lyding / epd-bild

Der rheinische Präses Thorsten Latzel warnt nach der Messerattacke in Solingen vor Parolen und Hass. „Ich halte es für problematisch, wenn man Solingen jetzt einfach nur zur Chiffre, zum Symbol macht“, sagte der leitende Theologe der Evangelischen Kirche im Rheinland dem Evangelischen Pressedienst (epd). Jetzt müsse man den Angehörigen der Getöteten und den verletzten Menschen Zeit und Raum für ihren Schmerz und ihre Trauer geben: „Eine ganze Stadt ist traumatisiert.“

„Wir brauchen einen Schutz unserer Gesellschaft vor Menschen, die solche menschenverachtende Gewalt ausüben“, betonte der Präses. „Das widerspricht allem, wofür wir als offene, freiheitliche Gesellschaft stehen.“ Da brauche es eine klare Reaktion von Politik und Rechtsstaat.

Solingen: Gutes Miteinander der Religionen

„Aber man muss hier sorgfältig hinschauen und sich vor einer Instrumentalisierung und vor platten Parolen hüten“, fügte Latzel hinzu, der rund 2,2 Millionen Protestanten in Teilen von Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Hessen repräsentiert. „Wir haben gerade in Solingen ein sehr intensives und gutes Miteinander der Religionen, von Menschen verschiedenster Herkünfte.“ Deshalb müsse man genau schauen, „wo das Problem liegt, um nicht zu falschen Verallgemeinerungen zu kommen“, sagte der evangelische Theologe. Zu den möglichen Hintergründen „wissen wir im Augenblick noch zu wenig.“

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von Thorsten Latzel (@thorsten_latzel)

Er sei sehr froh, dass die evangelische und katholische Kirche in Solingen mit Gedenkfeiern und Gottesdiensten nach der Messerattacke einen guten Rahmen zur ersten Trauerbewältigung hätten schaffen können, sagte der 53-jährige. Er würdigte insbesondere „die hochkompetente Arbeit der Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger“.

Ein 26-jähriger Syrer hatte beim „Fest der Vielfalt“ zum Solinger Stadtjubiläum mit einem Messer drei Festbesucher getötet und acht verletzt. Der mutmaßliche Attentäter Issa Al H. sitzt in Untersuchungshaft. Ihm wird unter anderem die Mitgliedschaft in der islamistischen Terrororganisation IS vorgeworfen. Er kam nach bisherigen Ermittlungen als Asylbewerber nach Deutschland.