Der rheinische Präses Thorsten Latzel hat angesichts der Klimakrise, der Kriege und sozialer Risse die Bedeutung von Hoffnung unterstrichen. Sie mache die Welt nicht automatisch besser, aber ermögliche einen anderen Umgang mit ihr, schreibt er in einem am Freitag veröffentlichten theologischen Impuls zu Pfingsten. „Wenn andere über den Zustand der Welt klagen, kümmern wir uns um unsere Nächsten.“
Der Name Pfingsten geht auf das griechische Wort „pentekoste“ (der Fünfzigste) zurück, weil das Fest seit etwa Ende des vierten Jahrhunderts 50 Tage nach Ostern gefeiert wird. Pfingsten wird in Erinnerung an die in der Bibel geschilderte Ausgießung des Heiligen Geistes auf die Menschen auch als „Geburtstag der Kirche“ verstanden. Die Feier ist auch ein Symbol für Kreativität und Neuanfang. Den biblischen Berichten zufolge schenkt Gott seit Pfingsten seinen Geist nicht mehr einzelnen Auserwählten, sondern allen Christen.
„An Pfingsten feiern wir einen Geisteswandel, den unsere Gesellschaft dringend braucht: den Geist Jesu Christi, der unter uns Verstehens-Wunder wirkt, der in uns eine brennende Hoffnung entzündet und der uns frei macht, mit anderen zu teilen“, betont der leitende Geistliche der Evangelischen Kirche im Rheinland. Die Gesellschaft brauche mehr denn je Kraft, Liebe und Besonnenheit. „Und ich glaube, dass es Menschen verändert, wenn sie diesen Geist durch uns erfahren“, erklärt er. „Wir tun, was wir können – und trauen mit brennender Geduld darauf, dass Gott Gutes daraus machen wird.“
Latzel verweist auf das biblische Wunder an Pfingsten, dass alle Menschen einander verstehen konnten. „Heute fällt es mir häufig schwer, Nachbarinnen oder Kollegen zu verstehen, die wie ich Deutsch sprechen“, betont der leitende Theologe der zweitgrößten evangelischen Landeskirche. „Wir reden mehr über- als miteinander oder aneinander vorbei.“ Es lohne sich, nachzufragen, ob man etwas richtig verstanden habe. Das Bemühen, den anderen zu verstehen und sich in die Person hineinzuversetzen, sei sinnvoll, auch wenn man nachher trotzdem nicht übereinkommt.
Christsein heiße zudem, mit anderen teilen zu können, schreibt Latzel. „Die Freiheit, mit anderen zu teilen – das betrifft unser ganzes Leben: Zeit, Geld, Arbeit, Sorgen, Freuden.“ Das Teilen gehöre etwa in der Kollekte, im Abendmahl oder in der Fürbitte zum festen Bestandteil eines Gottesdienstes. „In unserer Gesellschaft wie in unseren Gemeinden erleben wir gerade, dass Ressourcen knapper werden“, betont der evangelische Theologe. „Wie befreiend kann da die Botschaft von Pfingsten sein: Es ist genug für alle da.“