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Positive Bilanz bei Reichenau-Ausstellung in Konstanz

Nur noch bis 20. Oktober sind in Konstanz weltberühmte Prachthandschriften ausgestellt. Der Projektverantwortliche der Landesausstellung, Eckart Köhne, zieht eine erste positive Bilanz. Und verspricht Nachhaltigkeit.

Die Landesausstellung über die Geschichte der Bodensee-Klosterinsel Reichenau hat Kulturinteressierte Besucher aus ganz Deutschland in den Bann gezogen. Mit dem Schwerpunkt auf Bildung, Glaube und Wissenschaft sei ein selten wahrgenommenes Bild des Mittelalters gezeichnet worden – davon sind die Macher der Konstanzer Ausstellung überzeugt. “Es ist gelungen, die bedeutende Geschichte der Klosterinsel wieder neu ins öffentliche Bewusstsein zu bringen”, sagte der Leiter des für die Ausstellung verantwortlichen Badischen Landesmuseums, Eckart Köhne, am Dienstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Die Ausstellung läuft seit April und ist noch bis zum 20. Oktober geöffnet. Eine Verlängerung ist nicht möglich, weil die kostbaren Ausstellungsstücke, darunter weltberühmte mittelalterliche Prachthandschriften, zu ihren Leihgebern in Museen und Sammlungen in ganz Europa zurückkehren müssen.

Museumschef Köhne zeigte sich überzeugt, dass das Projekt auch über das Ausstellungsende hinaus weiter Wirkungen entfaltet. “Das neu gestaltete Inselmuseum, die Schatzkammer mit Kirchenkunst im Reichenauer Münster oder die neu angelegten Klostergärten, das alles wird bleiben.”

Neue Zugänge zur Insel- und Klostergeschichte habe auch die zur Ausstellung entwickelte Reichenau-App ermöglicht. “Wir werden die App digital so umbauen, dass die fachlichen Inhalte weiterhin zugänglich bleiben.” Die App bietet beispielsweise Insel-Rundgänge, gibt vor Ort Informationen zu Kunstwerken und Gebäuden, zeigt digitale Rekonstruktionen des Klosters. Abrufbar sind Fotografien von auf der Reichenau entstandenen Kunstwerken und kurze historische Hörspiele.

Köhne betonte, es sei für die Landesausstellung gelungen, den aktuellen Forschungsstand zur Reichenau zusammenzutragen. “Zum Beispiel wissen wir jetzt, dass der Mönch Walahfrid Strabo an der Zeichnung des berühmten Sankt Galler Klosterplans beteiligt war.”

Schmerzlich dürfte es für manchen Freund der Reichenauer Gründungslegende sein, dass die Gründungsfigur Pirmin keineswegs Schlangen und Bestien von der Insel vertreiben musste, um 724 das erste Kloster zu gründen. “Die Forschung hat klar ergeben, dass es schon einen Vorgängerbau gab – die Insel im 8. Jahrhundert also keine feindliche Wildnis mehr war.”

Genaue Besucherzahlen wollen Museum und Touristiker erst nach dem Ausstellungsende am 20. Oktober veröffentlichen. In den ersten drei Monaten hatten rund 50.000 Besucher die Angebote und Präsentationen in Konstanz und auf der Reichenau angeschaut. Im Blick auf das Ausstellungsende nahmen zuletzt die Besucherzahlen noch einmal zu.

Im Archäologischen Landesmuseum Konstanz sind rund 250 Exponate ausgestellt. Sie zeigen, wie das Kloster Reichenau nach seiner Gründung im Jahr 724 in einer einzigartigen Verbindung von Religion, Wissenschaft, Kunst und Machtpolitik im Frühmittelalter zu europäischer Bedeutung aufstieg.

Die Schau zeigt neben den Prachthandschriften beispielsweise Glasmalereien, Goldschmiedekunst und Elfenbeinschnitzereien – aber auch Zeugnisse für das mittelalterliche Alltagsleben. Zugleich ist die Insel selbst Teil der Ausstellung und des damit verbundenen Jubiläumsjahrs.

Und schon jetzt zeichnet sich das nächste Jubiläum ab: 2025 wird die Insel an die Verleihung des Unesco-Welterbe-Titels vor genau 25 Jahren erinnern.