Im Gegensatz zu früheren Wahlkämpfen in den USA haben Soziale Medien nach Einschätzung des Züricher Politikwissenschaftlers Karsten Donnay bei der aktuellen US-Wahl nur eine geringe Rolle gespielt. Für den Wahlausgang seien Facebook oder TikTok wohl nicht ausschlaggebend gewesen, sagte Donnay dem Evangelischen Pressedienst (edp).
Laut Donnay hatten sowohl Wahlsieger Donald Trump von den Republikanern als auch die Kandidatin der Demokraten, Kamala Harris, auf einen klassischen Wahlkampf mit TV-Spots, Briefen und direkter Ansprache an der Haustür gesetzt. Zwar habe Harris zunächst eine starke Präsenz in den Sozialen Medien gezeigt. „Die Kampagne ist dann aber etwas eingeschlafen“, sagte Donnay. Insgesamt hätten beide Kandidaten mehr Geld für klassische Wahlwerbung als für Social-Media-Kampagnen ausgegeben.
Über Social Media habe Harris, für die viele Schauspieler und Musikerinnen eingetreten waren, überwiegend ein junges, urbanes Publikum erreicht, das ohnehin zu ihren Wählern zähle. Trump hingegen habe durch seinen längeren Ausschluss von X (ehemals Twitter) nicht mehr die Reichweite gehabt, die es ihm ermöglicht hätte, so viele Wähler über die Plattform anzusprechen wie bei seinem ersten Wahlkampf 2016. Auch das Eintreten von X-Eigner Elon Musk habe nicht wirklich neue Stimmen für Trump gewinnen können. Die Präsenz beider Kandidaten auf Social Media habe auch deshalb nicht die umkämpften Wechselwähler in den Swing-States erreicht.
Allerdings bewertete Donnay das Auftreten von Elon Musk, der wiederholt auf seiner eigenen Plattform das Vertrauen in das demokratische Wahlverfahren untergraben hätte, als gefährlich. Hätte Harris die Wahl gewonnen, hätten sicher auch Zielgruppen jenseits der Trump-Wählerschaft den Behauptungen Glauben geschenkt.