MÜNSTER – Vertreter der evangelischen, der katholischen und der orthodoxen Kirchen haben auf dem Katholikentag für Geduld im Prozess der Ökumene plädiert. „Es ist ein langsamer Prozess. Aber wenn alle beharrlich dabei bleiben, wird er Früchte tragen“, sagte die stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, in Münster. Die Einheit der Kirchen sei durch biblische Verheißungen vorgegeben, offen sei jedoch, wie viel Verschiedenheit die Einheit vertrage.
Als eine „Zäsur im Miteinander“ der katholischen und evangelischen Kirche nannte die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen das Reformationsjubiläum im vergangenen Jahr. Die Sehnsucht nach dem Gemeinsamen empfänden nicht mehr nur die Menschen in den Gemeinden und Pfarreien. Die Sehnsucht sei nun auch bei den Kirchenleitenden angekommen. Als Beispiel nannte Kurschus gemeinsame Reisen, wo Kirchenleitende den Tag zusammen verbracht hätten. „Aber ausgerechnet am Tisch des Herren, da mussten wir uns trennen“, fügte sie hinzu.
Der Bischof von Magdeburg, Gerhard Feige, äußerte Verständnis für den Wunsch nach der Öffnung des katholischen Abendmahls für protestantische Ehepartner. „Wir wissen, was vielfach in Deutschland praktiziert wird. Da haben wir keine Illusionen“, sagte er. Für viele Katholiken sei dies aber ein sehr schmerzliches und sensibles Thema. Zuletzt hatte die Frage, ob protestantische Ehepartner zur Kommunion zugelassen werden sollen, innerhalb der katholischen Kirche für Kontroversen gesorgt.
Als einen Fortschritt in der Ökumene nannte Kurschus Vereinbarungen der evangelischen Landeskirchen mit katholischen Bistümern. Ökumenische Gottesdienste und Gesprächskreise würden nun auf eine verbindliche Ebene gehoben werden, Gebäude gemeinsam genutzt sowie ein ökumenischer Religionsunterricht erarbeitet.
Ungeduldiger zeigte sich Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bei der Auftaktveranstaltung des Katholikentags. „Das Zeugnis für Frieden ist praktisch nur noch als gemeinsames glaubwürdig“, so Steinmeier eindringlich. Der Bundespräsident, selbst evangelisch und mit einer Katholikin verheiratet, bekräftigte seinen Wunsch nach einer Mahlgemeinschaft mit den Katholiken. „Lassen Sie uns Wege suchen, den gemeinsamen christlichen Glauben auch durch gemeinsame Teilnahme an Abendmahl und Kommunion zum Ausdruck zu bringen. Ich bin sicher: Abertausende Christen in konfessionsverschiedenen Ehen hoffen darauf.“ epd/KNA
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Plädoyers für Geduld bei Ökumene
Verständnis für Wunsch nach Einheit – aber …