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Philosoph: So lässt sich aus “mentalen Nackenschlägen” lernen

Trump als US-Präsident wiedergewählt, Ampel-Koalition gescheitert: Der Philosoph Jean-Pierre Wils empfiehlt in dieser Situation die Rückkehr zur Vernunft. Eine weitere Emotionalisierung der Debatte sei wenig hilfreich.

Nach Einschätzung eines Philosophen ist in der politischen Debatte mehr Vernunft dringend vonnöten. “Eine Polarisierung, die sich auf die Persönlichkeit des politischen Gegners richtet, führt zu einer heillosen Emotionalisierung, die nur Kaskaden der Steigerung kennt”, sagte Philosoph und Theologe Jean-Pierre Wils am Donnerstag auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Berlin. Er äußerte sich mit Blick auf die Wiederwahl Donalds Trumps zum amerikanischen Präsidenten.

“Aus dieser Falle müssen wir ausbrechen, auch wenn uns das schwerfällt. Emotionalisierung führt zur enormen Schwächung der Argumentationskultur. Wir lösen damit kein einziges Problem”, mahnte Wils. Ein Rückkehr zu einer zivilisierten Auseinandersetzung sei aber dringend nötig.

Er plädierte dafür, aus politischen Krisen als “mentalen Nackenschlägen” zu lernen.” Dabei gelte es, die eigenen Emotionen zu bändigen, “ohne dass wir die tiefen ideologischen und politischen Differenzen ausblenden. Wir müssen die Schärfe der Auseinandersetzung annehmen, ohne zu emotionalisieren.” Oft gebe es “keinen glücklichen Kompromiss, nur den harten Kompromiss, der beiden Seiten wehtut”.

Wer durch die Wiederwahl Donald Trumps sowie das Aus der Ampel-Koalition in eine deprimierte Stimmung gerate, dem rät Wils, die Fixierung auf diese Ereignisse zu durchbrechen. Dies gelinge in einem ersten Schritt etwa durch individuelle Ablenkung, um die eigenen Ressourcen zu stärken. “Wer gern wandert, geht wandern, wer gern Musik hört, tut dies.”

In einem zweiten Schritt solle man eine “Handlungsperspektive einnehmen, sich fragen, was man ganz konkret tun kann – sich mit anderen zusammentun etwa für ein sinnvolles und nachhaltiges Projekt”. Trostphilosophie sei in der Regel praktisch. Der Philosoph hat jüngst das Buch “Warum wir Trost brauchen. Auf den Spuren eines menschlichen Bedürfnisses” veröffentlicht.