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Pflege-Tagung: Belastung der Angehörigen steigt

Seit der Corona-Pandemie ist die Belastung pflegender An- und Zugehöriger in Bayern noch gestiegen. Das ergibt die Studie „Lage der pflegenden Angehörigen vor und nach Corona“ des Uniklinikums Erlangen und der Universität Erlangen-Nürnberg, die am Donnerstag bei einer Pflege-Tagung in Erlangen vorgestellt wurde. Der Studie zufolge haben vor Corona 62,5 Prozent der pflegenden Angehörigen eine hohe oder sehr hohe Belastung empfunden. Bei einer Befragung 2022/23 sagten das 67,6 Prozent der Befragten.

Rund ein Drittel der Pflegenden verbringt mindestens 10 bis 17 Stunden pro Tag mit pflegerischen Tätigkeiten. Dadurch bleibe kaum oder keine Zeit für anderes wie Arbeit oder Freizeitgestaltung. „Wer sich subjektiv belastet fühlt, hat auch ein höheres Risiko, selbst körperlich oder psychisch zu erkranken“, sagte Elmar Gräßel, Leiter des Zentrums für Medizinische Versorgungsforschung in Erlangen. Besonders hoch sei die Belastung immer noch bei Frauen. Für die Studie wurden die Ergebnisse einer Befragung von 1.082 pflegenden An- und Zugehörigen aus den Jahren 2019 und 2020 mit denen einer Befragung von 2.927 pflegenden Personen nach Corona verglichen.

Positiv sei zu betrachten, dass seit der Pandemie mehr pflegende Menschen Unterstützung durch andere Angehörige, Freunde oder Bekannte in Anspruch nehmen. Rund 36 Prozent der pflegenden Angehörigen nutzen der Studie zufolge ambulante Pflegedienste, knapp 30 Prozent nutzen Haushaltshilfen, knapp 15 Prozent Fahrdienste und rund 14 Prozent Essen auf Rädern. „Die meisten der genutzten Angebote stellen jedoch keine pflegerische Entlastung dar“, sagte die wissenschaftliche Mitarbeiterin Petra Scheerbaum.

Jenny Kubitza, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Professur für Spiritual Care und psychosomatische Gesundheit am Klinikum rechts der Isar in München, rief Angehörige dazu auf, sich bei der Pflege Unterstützung ins Haus zu holen. „Nur, wenn es Ihnen gut geht, können Sie auf Dauer gesund die pflegebedürftige Person versorgen“, sagte sie. Dies richte sich besonders an Frauen. Von Ehefrauen, Töchtern oder Schwiegertöchtern erwarte die Gesellschaft immer noch ganz selbstverständlich, dass sie Angehörige pflegten. Sie sollten sich nicht scheuen, nach Unterstützung zu fragen und diese anzunehmen, da dies die Lebensqualität deutlich steigere. Verbunden damit forderten die Forschenden auch einen Ausbau der Unterstützungsangebote. (00/3830/23.11.2023)