Bundesjugendministerin Lisa Paus hat dem Bündnis „#Nordhausenzusammen“ für sein entschiedenes Eintreten gegen rechtsextremistische Umtriebe in der Region gedankt. Menschenverachtung und Hass dürften in Deutschland nie wieder normal sein, forderte die Grünen-Politikerin am Montag bei einem Besuch in der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora in Nordhausen. Die überparteiliche Plattform aus Vereinen, Kulturschaffenden und Kommunalpolitik engagiere sich vorbildlich für Vielfalt und Weltoffenheit in der nordthüringischen Stadt.
Vertreter zivilgesellschaftlicher Organisationen warnten davor, dass Förderungen für wichtige Projekte etwa im Bereich der gesellschaftlichen Vielfalt nach der anstehenden Landtagswahl in Thüringen gekürzt werden könnten. Beklagt wurde auch der zum Teil hohe Bürokratieaufwand, der notwendig sei, um Fördergelder überhaupt bewilligt zu bekommen. Paus erklärte, dass etwa das Projekt „Jugend erinnert“, von dem unter anderem auch die Jugendarbeit in der Gedenkstätte profitiere, wie im vergangenen Jahr bundesweit von ihrem Haus mit 1,75 Millionen Euro gefördert werde.
Paus betonte, die Arbeit der Gedenkstätte sei ein wichtiger Baustein im Kampf gegen Rechts: „Wir brauchen die Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus und der Schoah, damit wir verstehen, was damals passiert ist.“ Die Gedenkstätte zeige, wohin Ausgrenzung, Rassismus, Antisemitismus und Antiziganismus führen können. Mittelbau-Dora offenbare die Brutalität und Menschenverachtung des Holocaust.
Paus sagte weiter, es sei erschreckend, inwieweit rechte Weltbilder in manchen Milieus fest verankert seien. Dies reiche inzwischen bis in die Mitte der Gesellschaft hinein. Bei manchen jungen Menschen sei diese Haltung sogar Teil der Popkultur geworden, kritisierte sie.
In einer Zeit, in der die hochbetagten Überlebenden des Holocaust sterben, sei es notwendiger denn je, deren Vermächtnisse zu bewahren. Hier spreche gerade die Gedenkstätte Mittelbau-Dora in neuen Formaten auch Jugendliche an, die bisher wenig Berührung mit dem Thema hatten.
Nordhausens Oberbürgermeister Kai Buchmann (parteilos) bezeichnete Besuche von Vertretern der Bundesregierung als wichtig für das zivilgesellschaftliche Engagement vor Ort. Es sei für die Motivation und die inhaltliche Arbeit der Initiativen unerlässlich zu wissen, dass sie wahrgenommen werden.
Das Konzentrationslager Mittelbau-Dora wurde 1943 durch die SS eingerichtet. Bis zur Befreiung im April 1945 wurden hier wenigstens 20.000 Häftlinge ermordet oder starben durch Hunger, Arbeitsüberlastung oder Entkräftung.
Der Besuch Paus in Nordhausen war Teil einer viertägigen Besuchsreise durch Mitteldeutschland, während der sich die Ministerin über verschiedene Demokratieprojekte informierte. Vor Nordhausen besuchte sie unter anderem die Tafel in Quedlinburg (Sachsen-Anhalt). Für den Abend war unter anderem die Teilnahme an einer Podiumsdiskussion in der Europäischen Jugendbegegnungsstätte Weimar zum Thema „Zivilgesellschaft unter Druck“ geplant.