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Patientenschützer fordern “Krankenhaus-Masterplan”

Im deutschen Gesundheitswesen gibt es seit längerem viele Baustellen. Nicht immer ist daran ein Mangel an Pflegepersonal oder Ärzten schuld, findet Eugen Brysch von der Deutschen Stiftung Patientenschutz.

Die Versorgung von alten und pflegebedürftigen Menschen im ländlichen Raum macht nach Ansicht der Deutschen Stiftung Patientenschutz einen grundlegenden Kurswechsel notwendig. Dafür müssten Bund und Länder an einem Strang ziehen, sagte Vorstand Eugen Brysch am Sonntag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Berlin. “Eine konzertierte Aktion ist notwendig, die die stationäre Überversorgung in Ballungszentren abbaut und das Angebot in strukturarmen Regionen zukunftsfähig sichert.”

Brysch verwies darauf, dass 60 Prozent der Menschen im ländlichen Raum leben. In deutschen Kliniken mangele es nicht an Ärzten und Pflegekräften. Aber das Personal sei ungleich verteilt und werde nicht effizient genug eingesetzt. Verschärfend komme hinzu, dass heute zwei Millionen weniger Kranke als vor fünf Jahren klinisch behandelt würden. “Im gleichen Zeitraum arbeiten neun Prozent mehr Ärzte und 16 Prozent mehr Pflegekräfte in den Hospitälern”, rechnete der Patientenschützer vor. Deutschland sei überdies Spitzenreiter bei Krankenhausbetten. Fast ein Drittel dieser Kapazitäten bleibe jedoch ungenutzt.

Als Hauptproblem wertete Brysch, dass weder im Bund noch in den Ländern ausreichend Geld für den Strukturwandel zur Verfügung stehe. “Selbst der Bundesgesundheitsminister spricht von notwendigen 50 Milliarden Euro. Jedoch hat die Bundesregierung versäumt, dafür haushaltspolitische Weichen zu stellen. Auch in den Bundesländern reichen die geplanten Mittel für nicht einmal die Hälfte der Transformationsausgaben.”

Die politischen Akteure seien aufgefordert, den Beschäftigten in den Krankenhäusern jetzt reinen Wein einzuschenken. “Eine zukunftssichere Reform, die den ländlichen Raum vor dem Ausbluten schützt, wird nicht die Jobs von Ärzten und Pflegekräften in überversorgten Städten sichern können”, mahnte Brysch. Deshalb brauche es einen bundesweiten “Krankenhaus-Masterplan”, um bei allen Beteiligten für mehr Transparenz zu sorgen. “Geschieht weiterhin zu wenig, fehlen in drei Jahren die Krankenhäuser, die die Patientinnen und Patienten vor Ort brauchen. Gerade für alte und pflegebedürftige Menschen wäre das eine Benachteiligung.”