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Patienten für spezialisierte Krankenhäuser – trotz weiterer Wege

Karl Lauterbach drängt auf eine Spezialisierung von Krankenhäusern. Patienten sehen das ähnlich – selbst wenn sie dafür weitere Wege in Kauf nehmen müssten.

Patientinnen und Patienten in Deutschland würden bei komplizierten Behandlungen weitere Wege in Kauf nehmen, um in spezialisierten Krankenhäusern behandelt zu werden. Das geht aus einer am Dienstag in Hamburg veröffentlichten Umfrage der Techniker Krankenkasse hervor. Dass die Bürger offenbar so großen Wert auf die Qualität der Behandlung legen, stützt den Kurs von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), der mit seiner Krankenhausreform darauf abzielt, dass komplizierte Behandlungen künftig nur noch in dafür spezialisierten Häusern stattfinden.

Laut Forsa-Umfrage befürworten 66 Prozent der Befragten die mit der Reform angestrebte stärkere Spezialisierung der Kliniken – auch wenn das für manche Patientinnen und Patienten möglicherweise längere Wege zum behandelnden Krankenhaus zur Folge hat. Auf die konkrete Frage, ob sie sich persönlich vor einem geplanten Eingriff für die näher gelegene Klinik oder für die erfahrenere – aber weiter entferntere – Klinik entscheiden würden, nannten 94 Prozent die erfahrenere Klinik.

Für 97 Prozent der Menschen ist die Erfahrung der Klinik wichtig oder sehr wichtig, für 96 Prozent zählen Verfügbarkeit und Qualität des Personals. Eine gute Erreichbarkeit mit Auto oder öffentlichen Verkehrsmitteln (79 Prozent) sowie Wohnortnähe (69 Prozent) sind ebenfalls für eine deutliche Mehrheit (sehr) wichtig. Deutlich seltener werden Komfortfaktoren genannt: Für 54 Prozent ist die Qualität des Essens (sehr) wichtig, für 53 Prozent die Ausstattung der Zimmer und für 45 Prozent großzügige Besuchszeiten.

Der TK-Vorstandsvorsitzende Jens Baas sagte: “Während die Politik noch streitet, sind die Patientinnen und Patienten bereit für Veränderungen in der Kliniklandschaft, die die Versorgung verbessern.” Die Politik müsse mit der Krankenhausreform diesen Weg nun auch konsequent gehen, forderte er. Dazu gehöre es auch, die Aufgaben zwischen den Kliniken gezielter zu verteilen.

Auch zum politischen Streitpunkt “Transparenzportal” gibt es klare Präferenzen. Die Idee eines offiziellen, bundesweiten Online-Portals findet breite Zustimmung: vier von fünf Befragten würden ein solches Angebot nutzen, das Klinikvergleiche einfach und verständlich präsentiert.

Bisher informieren Kliniken in Qualitätsberichten über ihre Arbeit. Diese werden jedoch kaum genutzt. Nur etwa ein Drittel weiß überhaupt von deren Existenz. Und lediglich 40 Prozent von ihnen geben an, schon einmal einen solchen Bericht gelesen zu haben, das entspricht rund 14 Prozent aller Befragten.