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Palmöl: Alles schön grün?!

Seit Anfang des Jahres gilt eine Kennzeichnungspflicht für Palmöl in Nahrungsmitteln und Haushaltsprodukten. Seither bemühen sich die Hersteller um Nachhaltigkeits-Siegel. Aber halten die, was sie versprechen?

Pommes, Margarine, Tiefkühlpizza, Tütensuppe – in vielen Lebensmitteln, aber auch Reinigungsmitteln, Kosmetika, Kerzen und Lacken ist Palmöl enthalten, und die Nachfrage wächst rasant. In den letzten 30 Jahren hat sich die Anbaufläche verzehnfacht. In Indonesien, Malaysia und zunehmend auch in Afrika und Lateinamerika sind ganze Landstriche mit Ölpalmen bedeckt. Es sind „grünen Wüsten“, da in diesen Plantagen Orang Utans, Schmetterlinge und Vögel nicht leben können. Tropische Regenwälder werden in großem Maßstab abgeholzt. Aber auch die Menschen leiden. Viele kleinbäuerliche Familien werden – oft gewaltsam – von ihrem Land vertrieben. Manche finden Arbeit auf den Plantagen, aber dort herrschen meist schlechte Arbeitsbedingungen: geringer Lohn, schlechter Arbeitsschutz. Auch viele Kinder arbeiten hart auf Plantagen.

Verbraucherinnen und Verbraucher wussten bislang nicht, dass fast alle Produkte in ihrem Einkaufswagen Palmöl enthalten. Auf den Etiketten steht nur „Pflanzenöl“ oder „pflanzliche Fette“. Das ist jetzt anders: Die Europäische Union (EU) schreibt vor, dass auch die Herkunft auf dem Etikett erscheinen muss – also Palmöl, Sojaöl oder Kokosfett. Weil das so ist, interessieren sich immer mehr Lebensmittelhersteller für nachhaltiges Palmöl.

Auf einigen Produkten sieht man sie bereits jetzt: die Aufkleber mit grüner Palme. Dieses RSPO-Siegel will den VerbraucherInnen zeigen, dass das Palmöl in diesem Produkt nachhaltig ist. Aber wie nachhaltig ist dieses „nachhaltige Palmöl“?

Um die negativen Folgen des Ölpalmanbaus zu verringern, hat sich 2004 der RSPO (Runder Tisch für Nachhaltiges Palmöl) gegründet. Diese Initiative von Wirtschaft und Zivilgesellschaft möchte eine nachhaltige Bewirtschaftung der Ölpalmplantagen erreichen. Sie einigte sich dafür auf Kriterien, zum Beispiel keine Kinderarbeit in den Plantagen und keine Rodung von Urwald. Produkte mit Palmöl aus zertifizierten Plantagen tragen das Logo des RSPO. Daneben gibt es noch ein Siegel: das GreenPalm Siegel. Unternehmen können es verwenden, wenn sie Zertifikate von RSPO-Plantagen kaufen, also nicht das Palmöl selbst. Das vom Unternehmen verwendete Palmöl kommt aus ganz herkömmlicher Produktion. Das bedeutet: Ein Produkt wird „grün“ etikettiert, obwohl kein „grünes“ Palmöl drin ist. Es gibt nur die Bestätigung, dass diese bestimmte Menge Palmöl auf einer anderen Plantage RSPO-zertifiziert produziert wurde. Diese GreenPalm- Zertifikate bieten Unternehmen gegen einen sehr kleinen Aufpreis die Möglichkeit, sich als „nachhaltig“ zu verkaufen.

Der RSPO hat einige Verbesserungen erreicht, aber zu viele Versprechungen nicht erfüllt. Es ist leider eine Tatsache, dass zertifizierte Unternehmen die Kriterien des RSPO nur unzureichend oder gar nicht einhalten. Grund dafür ist, dass die Überwachung große Lücken aufweist und wirksame Sanktionsmechanismen fehlen. So entfachen einzelne Mitglieder nach wie vor großflächige Feuer, um neue Plantagen anzulegen. Auch verletzen sie traditionelle Land- und Besitzrechte von Bäuerinnen und Bauern, Indigenen.

Zwar kann die lokale Bevölkerung bei RSPO Beschwerde gegen diese Unternehmen einreichen, aber in Wirklichkeit liegen die Hürden dafür sehr hoch. Weder kennen die Bauern und Bäuerinnen ihre Rechte noch die Kriterien von RSPO. Sie haben kaum Zugang zu den Dokumenten, und die Sprache stellt ein weiteres Hindernis dar.

Insgesamt ist es fraglich, ob diese riesigen Ölpalmplantagen überhaupt nachhaltig bewirtschaftet werden können. Denn sie verursachen zwangsläufig Landnutzungskonflikte, zerstören Lebensräume von Pflanzen- und Tierarten, benötigen viel Dünger und Pestizide und verschmutzen Wasser. Es geht auch anders: Die GEPA bezieht Palmöl für Schokolade und Gebäck von einer Kooperative aus Ghana, die sowohl fair als auch ökologisch produziert. Bäuerinnen und Bauern gewinnen Palmöl auf kleinen Flächen (zwei Hektar) gemeinsam mit anderen Produkten wie Maniok, Kakao und Orangen. Der Ansatz geht somit wesentlich weiter als der des RSPO.

Außerdem gibt es Produkte mit Palmöl, die das europäische Bio-Siegel tragen. Der Einsatz von Pestiziden ist dabei untersagt. Dies schützt die biologische Vielfalt, das Wasser, den Boden sowie die Gesundheit der Arbeiterinnen und Arbeiter.

Vor allem die Regierungen der Länder sind gefordert, Menschenrechte und Umweltschutz durchzusetzen und dafür zu sorgen, dass Gesetze von Unternehmen eingehalten werden.

Informationen: Brot für die Welt, VEM: Nachhaltiges Palmöl – Anspruch oder Wirklichkeit?; Potenziale und Grenzen des Roundtable on Sustainable Palm Oil (RSPO), 2014.