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Ökonom rechnet mit dramatischen Folgen von Abwanderung aus Israel

Israelische Talente wandern ab; junge Fachkräfte suchen Chancen im Ausland. Das könnte nach Worten eines Experten für nachhaltige Schäden sorgen. Er sieht jedoch auch Chancen für deutsche Unternehmen.

Vor allem junge, gut ausgebildete Menschen haben Israel zuletzt verlassen – und dieser Trend hält nach Worten eines Wirtschaftsexperten an. “Diese Menschen gehen nicht mehr nur nach Amerika, sondern auch nach Griechenland, Portugal oder Zypern. Sie arbeiten meist remote über Zoom”, sagte Eran Yashiv im Interview der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung” (Dienstag). Es handle sich um einen Prozess, “dessen volle Auswirkungen wir erst in einigen Jahren spüren werden”.

Die Auswanderung schwäche vor allem den Hightech-Sektor, von dem das Wachstum im Land abhänge, erklärte der Ökonom. In diesem Bereich seien zuletzt auch Investitionen aus dem Ausland weggebrochen. “Investoren mögen keine Unsicherheit. Sie sehen ein Land, dessen Rechtsstaatlichkeit ausgehöhlt wird und das international zunehmend isoliert ist.” In der Folge würden Startups nicht mehr in Israel gegründet, sondern in den USA – wo dann auch die Steuern anfielen. Auch demografische Entwicklungen belasteten die Wirtschaft.

Yahsiv fügte hinzu, dass Europa seinen Einfluss in der Region unterschätze: “Europa ist Israels wichtigster Handelspartner.” Er halte es für richtig, dass Deutschland 200 Millionen Euro Nothilfe für den Wiederaufbau in Gaza bereitstellen wolle. Dies könne “mittelfristig bei geschwächter Hamas” produktiv wirken. “Perspektivisch ist es wichtig, dass die Hilfe nicht in erster Linie Budgethilfe ist, sondern direkte Investitionen. Deutschland hat viele starke Unternehmen und viel Expertise, die eine große Rolle beim Aufbau von Energienetzen, Straßen und Infrastruktur spielen kann.”

Der Wiederaufbau werde es “sehr langer und kostspieliger” Prozess werden, sagte der Forscher: “Die UN beziffert den Gesamtbedarf auf 70 Milliarden Dollar. Gaza ist fast vollständig zerstört; die Menschen leben in Zelten.”