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Oder-Hochwasser fließt weiter Richtung Norden

Der Hochwasserscheitel der Oder bewegt sich weiter Richtung Ostsee. In Brandenburg werde er am Samstag am Pegel Kienitz nördlich von Frankfurt an der Oder und am Sonntag am Pegel Hohensaaten-Finow bei Oderberg erwartet, teilte die Hochwassermeldezentrale des Landesumweltamtes am Freitag in Frankfurt an der Oder mit. Dort würden Wasserstände deutlich unterhalb der höchsten Hochwasseralarmstufe IV erwartet. Die Polderöffnung im Nationalpark Unteres Odertal bei Schwedt habe zu einer Entlastung der Wasserführung geführt.

Insgesamt sei die Lage in den Deichabschnitten ruhig, hieß es weiter bei der Hochwassermeldezentrale. Nur aus einem Abschnitt an der Neuzeller Niederung gebe es vereinzelte Meldungen über kleinere Quellen im Deich, die jedoch gesichert werden konnten. Die Baustelle an einer Uferwand in Frankfurt an der Oder sei gesichert. Mittels Pumpen werde der Wasserstand in der Baustelle auf einem konstanten Niveau gehalten. Am Pegel Ratzdorf, wo die Oder von Polen nach Brandenburg fließt, lag der Pegelstand am Freitagnachmittag wieder rund 30 Zentimeter niedriger als beim Höchststand von mehr als sechs Metern vom Mittwochabend.

In Frankfurt ist der Pegelstand der Oder seit Erreichen des Scheitelpunktes am Donnerstag nach Angaben der Stadtverwaltung rückläufig. Die Hochwasserschutzanlagen stünden jedoch weiter unter hohem Druck, hieß es am Freitag. Bei einem dauerhaften Unterschreiten der Wasserstandshöhe von sechs Metern werde am Samstagmorgen mit einem Wechsel von der Alarmstufe IV zur Alarmstufe III gerechnet.

Über das Wochenende werde eine kontinuierliche Entschärfung der akuten Lage erwartet. Das Kleist-Museum der Stadt, das nahe an der Oder liegt und wegen des Hochwassers rund zwei Wochen geschlossen war, will am Dienstag wieder öffnen. Es beherbergt rund 100.000 Objekte und Dokumente über den Dichter Heinrich von Kleist (1777-1811) und seine Zeit.

Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel (Grüne) hält unterdessen mit Blick auf das aktuelle Oder-Hochwasser weitere Schutzmaßnahmen in der Zukunft für nötig. Hochwasserschutz sei auch Klimaanpassung, sagte Vogel am Freitag im Inforadio des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB). Man werde sich in der Zukunft wohl auf immer höhere und auch längere Hochwassersituationen einstellen müssen. Zugleich kritisierte er, dass nach wie vor in Überschwemmungsgebieten gebaut werde. Das bestehende allgemeine Bauverbot habe zu viele Ausnahmen.

Aktuell entspanne sich die Lage an der Oder, sagte Vogel. Er warnte jedoch: „Das, was sich jetzt gerade in Tschechien, Österreich und Polen abgespielt hat, hätte sich genauso gut bei uns abspielen können, wenn die Niederschläge hundert Kilometer weiter im Westen runtergegangen wären.“

Vogel betonte, beim Hochwasserschutz gelte es nach den Maßnahmen der vergangenen Jahre nun, auch andere Flüsse in den Blick zu nehmen: „Das ist die Schwarze Elster, das ist ein Stück weit die Spree, das ist aber vor allen Dingen die Neiße, an der erst 30 Prozent der Deiche überhaupt erneuert sind.“ Die Schwarze Elster habe inzwischen viel zu wenig Platz, sagte der brandenburgische Umweltminister.