Die Pflegekammer NRW warnt für den Herbst vor großen Engpässen bei der pflegerischen Versorgung in Kinderkliniken. Die Personalsituation sei bereits jetzt ganzjährig „äußerst angespannt“, erklärte die Präsidentin der Kammer, Sandra Postel, am Montag in Düsseldorf. Die jährliche Infektionswelle im Herbst werde wieder zu massiven Problemen auf den Stationen führen.
Die Kammerpräsidentin forderte unter anderem, dass die von der Ständigen Impfkommission (Stiko) bereits empfohlene Impfung gegen das RS-Virus (RSV) von den Krankenkassen bezahlt werde. Im vergangenen Jahr hätten laut Stiko in Deutschland 22.644 Kinder wegen des RS-Virus stationär behandelt werden müssen.
Postel bezeichnete es als „unverständlich“, dass sich die verschiedenen Interessengruppen beim Thema RSV-Impfung nicht einigen können. Die Impfung würde ihr zufolge „in den Kliniken zu einer massiven Entlastung“ führen. Derzeit müssen sowohl die Impfleistung als auch der Impfstoff gegen RSV von Patienten privat bezahlt werden.
Die Präsidentin der NRW-Pflegekammer warnte davor, in der angespannten Situation den Patienten-Pflegeschlüssel weiter abzusenken. Damit werde eine Gefährdung der Kinder in Kauf genommen. Sie wies auf die Einhaltung einer gemeinsamen Verlautbarung der Kammer mit der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin hin, wonach Ärzte und Pflege gemeinsam über Aufnahmen, Verlegungen und Entlassungen von Kindern und Jugendlichen entscheiden sollen.
In der Pflegefachausbildung seien nach der Einführung der generalistischen Ausbildung gerade für die Kinderkrankenpflege systematische Weiterqualifikationen nötig, betonte Postel. Man brauche dafür ein „modernes Baukastensystem“. Bildung schaffe in der Pflege Sicherheit und Versorgungsqualität, sagte die Kammerpräsidentin.