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Neues Haus für NS-Erinnerungskultur wird in Osnabrück eröffnet

Das Museumsquartier Osnabrück eröffnet am 15. September ein neues Bildungs- und Ausstellungshaus über die Zeit des Nationalsozialismus. Die „Die Villa_Forum Erinnerungskultur und Zeitgeschichte“, die ursprünglich den Namen des Rechtsanwalts Hans Georg Calmeyer tragen sollte, verstehe sich zudem als Debatten-Raum, „in dem Ideen entstehen, wie die Demokratie gestärkt werden kann“, teilte die Stadt am Mittwoch mit. Die Festreden halten der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Stephan Harbarth, und der Direktor des Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung, Thomas Lindenberger.

Mittelpunkt der „Villa“ ihre inhaltliche Orientierung. Calmeyers politische, ethische und persönliche Motive lassen sich jedoch nicht abschließend bewerten.

Die Ausstellung gehe etwa der Frage nach, welche Handlungsspielräume Menschen in der nationalsozialistischen Gesellschaft hatten und welche Formen des Widerstands es gegeben habe, heiß es. Ferner solle diskutiert werden, was Menschen heute für den Schutz der Demokratie tun könnten. „Debatten sollen hier offen und kritisch geführt, Meinungen ausgetauscht und Ideen formuliert werden, die alle gesellschaftlichen Gruppen gemeinsam tragen können.“

Ein besonderer Schwerpunkt liege deshalb auf Beteiligungs-Angeboten für Jugendliche. Zusätzlich sollen Stadtrundgänge zur nationalsozialistischen Geschichte angeboten werden.

Einige Initiativen und Personen hatten sich wie auch der Rat der Stadt in einem Beschluss von 2017 für ein „Calmeyer-Haus“ ausgesprochen. Internationale Wissenschaftler und Künstler sowie Hinterbliebene von Opfern lehnten diese Bezeichnung unter Hinweis auf die „ambivalente“ Persönlichkeit Calmeyers ab. Sie warnten vor einer geschichtsvergessenen Heldenverehrung. Der Rechtsanwalt sei Teil des Nazi-Regimes gewesen und habe als Behördenleiter eben auch Juden in den Tod geschickt. Ein eigens beauftragter Beirat hatte schließlich den Namen „Die Villa “) vorgeschlagen. Dem folgte der Rat der Stadt schließlich im April vergangenen Jahres. Der Bund fördert Sanierung und Umbau der „Villa“ mit 1,7 Millionen Euro.