Ein neues Dokumentationszentrum in Berlin soll künftig an die Verbrechen deutscher Besatzung in Europa während des Zweiten Weltkriegs und deren Opfer erinnern. Den Aufbau eines entsprechenden Zentrums “Zweiter Weltkrieg und deutsche Besatzungsherrschaft in Europa” beschloss der Bundestag. Damit ist die Stiftung Deutsches Historisches Museum (DHM) beauftragt.
Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) erklärte, die Erinnerung an die Verbrechen, die im deutschen Namen in ganz Europa begangen wurden, dürften nicht enden. “Dieses überaus wichtige erinnerungskulturelle Vorhaben setzt auch das deutliche Zeichen, dass wir das Leid der Menschen in den damals von der Wehrmacht besetzten Ländern niemals vergessen werden.”
Errichtung des Zentrums fraktionsübergreifend beschlossen
Sie freue sich, dass der Beschluss zur Errichtung des Zentrums gemeinsam von den Fraktionen der Ampelkoalition und der Union getragen werde, betonte Roth. Dies sei “Ausdruck unseres klaren Bekenntnisses zur Aufarbeitung des Nationalsozialismus in Deutschland.” AfD und Linke hatten sich bei der Abstimmung im Bundestag enthalten.
Laut Beschluss des Bundestages sollen die Perspektiven der Opfer bei dem Dokumentationszentrum leitend sein und so den Blick auf die Ideologie der Täter lenken. Dabei würden bisher wenig beachtete Tatorte und Opfergruppen gewürdigt und zugleich die Dimensionen der Gewalt und Ausbeutung durch die deutschen Besatzer verdeutlicht.
Gross: Signal an die Menschen
Das DHM erarbeitete bereits seit Anfang 2021 im Auftrag von Bundesregierung und Bundestag einen Realisierungsvorschlag für die Errichtung des Zentrums. Es soll als unselbstständige Stiftung öffentlichen Rechts unter dem Dach des Museums entstehen.
DHM-Stiftungspräsident Raphael Gross bezeichnete das Projekt als “Signal an die Menschen in den ehemals besetzten Ländern, dass Deutschland bereit ist, genau hinzuschauen”. Das Zentrum werde “viele Formen historischer Gewalt darstellen und damit ermöglichen, neu über diese nachzudenken”.