Die evangelische Kirche will mit verschiedenen Maßnahmen ausschließen, dass der neue Potsdamer Garnisonkirchturm zum Anziehungspunkt für Rechtsextreme werden könnte. „Wir haben verschiedene Sicherheitsmechanismen, die so etwas verhindern“, sagte der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Jan Kingreen, dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Potsdam: „Eine Nutzung des Turms für rechtsextreme Zwecke wird nicht möglich sein.“
Der Theologe ist Pfarrer am Garnisonkirchturm. Am Ostermontag wird die Kapelle im Erdgeschoss als erster Raum in dem derzeit knapp 60 Meter hohen Bauwerk mit einem Gottesdienst eröffnet. Die anderen Räume sollen voraussichtlich bis zu den Sommerferien zugänglich sein. Dort ist auch eine Ausstellung geplant, in deren Mittelpunkt die Geschichte der früheren preußischen Militärkirche und deren Bedeutung für antidemokratische Kreise vor 1945 stehen soll.
Direkt vor dem Turm könnten keine Veranstaltungen ohne Zustimmung der evangelischen Kirche stattfinden, „weil das unser Grund und Boden ist“, sagte Kingreen. Es gebe eine rigide Hausordnung und für Veranstaltungen im Turm einen „Code of Conduct“, sagte der Theologe: „Da verpflichten sich die Veranstalter, dass sie gegen Diskriminierung, Ausgrenzung, Rassismus und Antisemitismus eintreten und sich für Vielfalt in der Gesellschaft einsetzen.“
Die Kirche stelle sich der antidemokratischen Tradition der historischen Garnisonkirche, in der Hitler 1933 am „Tag von Potsdam“ eine Rede hielt, sagte Kingreen: „Wir setzen uns mit unserer Bildungsarbeit mit dieser Geschichte auseinander.“ Im Mittelpunkt werde Friedensarbeit und Demokratiebildung stehen, sagte der Pfarrer: „Kein Mensch kann ernsthaft auf die verrückte Idee kommen, an demokratiefeindliche Traditionen irgendwie positiv anknüpfen zu wollen.“
Der Wiederaufbau des Turms sei zugleich „eine große Emanzipationsgeschichte“, sagte Kingreen: „Da geht es um ein Projekt, das aus einer ganz anderen inhaltlichen Richtung kam und den rechtsextremen Initiatoren dann von der evangelischen Kirche aus der Hand genommen wurde.“ Der Garnisonkirchturm sei so „zu einem Ort geworden, der sich ganz klar von Rechtsextremismus abgrenzt“.
Ihm sei daran gelegen, eine auskömmliche Finanzierung für die Bildungsarbeit zu bekommen, sagte Kingreen. Dies sei ihm wichtiger, als weitere Millionenbeträge unter anderem für das noch fehlende Glockenspiel und den Zierschmuck am Gebäude einzuwerben.