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Neue Landlust – Laut Studie werden Dörfer immer begehrter

Nicht erst seit Corona sehnen sich die Menschen nach einem Leben auf dem Land: Deutlich mehr Menschen als noch vor zehn Jahren ziehen laut einer Studie von der Stadt ins Dorf.

Auch junge Menschen zieht es mehr aufs Land - wenn die Verkehrsanbindung gut ist
Auch junge Menschen zieht es mehr aufs Land - wenn die Verkehrsanbindung gut istImago / Rene Traut

Ruhe im Grünen statt Großstadtlärm: Deutlich mehr Menschen als noch vor zehn Jahren ziehen von der Stadt aufs Land. Wanderungsgewinne verzeichnen demnach rund zwei von drei Landgemeinden – “ein Jahrzehnt zuvor galt dies nur für rund jede vierte Landgemeinde”, erklärte Frederick Sixtus vom Berlin-Institut in Berlin. Er äußerte sich mit Blick auf eine aktuelle Studie der Einrichtung zusammen mit der Wüstenrot Stiftung. Eine ähnliche Entwicklung erlebten auch Kleinstädte.

“Diese Veränderungen im Wanderungsverhalten deuten sich schon länger an, seit 2017 hat die neue Landlust dann an Fahrt aufgenommen. Corona hat diesen Trend noch einmal verstärkt”, so Sixtus.

Erschwinglicher Wohnraum und gute Kinderbetreuung

Es sind demnach vor allem Menschen zwischen 30 und 49 Jahren mit ihren minderjährigen Kindern sowie Berufseinsteiger zwischen 25 und 29 Jahren, die ländliche Regionen für sich entdecken. Erschwinglicher Wohnraum, eine gute Verkehrsanbindung oder eine gute Kinderbetreuung lockten die Menschen in den Ort.

“Das wachsende Interesse am Landleben ist für die kleinen Gemeinden grundsätzlich eine gute Nachricht”, sagte Institutsdirektorin Catherina Hinz. “Es bietet die Chance, viele demografische Herausforderungen ländlicher Regionen abzumildern.” Junge Familien mit Kindern sorgten dafür, dass Schule und Kita erhalten blieben; zudem seien sie als Fachkräfte bei ländlichen Mittelständlern sehr begehrt.

Der Zuzug stelle für kleine Gemeinden aber auch eine Herausforderung dar. “Neuzugezogene und Alteingesessene müssen das Zusammenleben aktiv gestalten. Eine funktionierende Dorfgemeinschaft ist kein Selbstläufer”, so Hinz. Wer selbst auf dem Land aufgewachsen sei und nur vorübergehend in der Stadt gelebt habe, wisse in der Regel, was ihn oder sie erwartet. Manche Zugezogene dagegen müssten das Zusammenleben auf dem Dorf erst lernen.

Vereine als zentrale Anlaufstellen

Vereine sind hier demnach die zentralen Anlaufstellen für Zugezogene, um im Ort Fuß zu fassen. Für die Belebung der Ortskerne seien aber auch neue Ideen nötig. Vielerorts auf dem Land verschwänden im Ortskern etwa immer mehr Treffpunkte wie Kneipen, Gaststätten oder Bäckereien.

Für die Studie besuchte das Berlin-Institut sechs Gemeinden, die zuletzt viel Zuzug erfahren haben: Allmendingen in Baden-Württemberg, das am Nord-Ostseekanal gelegene Borgstedt in Schleswig-Holstein, Großharthau in Sachsen, Mehlmeisel in Bayern, Sanitz bei Rostock in Mecklenburg-Vorpommern und Wanfried im hessischen Teil des Werratals.