Das Team der zehnteiligen Reportagereihe “Die Seenotretter” berichtet über spannende Missionen auf hoher See. Dabei kommt es zu einer überraschenden Zufallsbegegnung.
Der Aufwand war hoch: 16 Monate Drehzeit mit mehreren Kameraleuten, dazu fest installierte Kameras plus Bodycams, oft unter schwierigen Bedingungen in engen Räumen, bei Wellengang auf hoher See. So entstand die Reportagereihe “Die Seenotretter”.
Die see- und wetterfesten Kameracrews waren unterwegs mit den Rettungskreuzern der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) der Stationen Norderney, Cuxhaven, Deutsche Bucht/Helgoland, Travemünde und Warnemünde.
In der ersten von zehn dreißigminütigen Folgen muss eine führerlose, auf Sand aufgelaufene Jacht abgeschleppt werden. Erst nachdem das Boot frei schwimmt, bemerken die Helfer, dass dessen Motor noch läuft und eingekuppelt ist. Die Jacht sucht sich also ihren eigenen Weg. Der Abschleppvorgang wird zum Abenteuer. Schiffsführer Steffen Schmeisser muss geschickt manövrieren, um einen Zusammenstoß zu vermeiden und stets vor dem Havaristen zu bleiben, der beinahe Jagd auf die “Arkona” zu machen scheint.
Weiter geht es mit dem Seenotrettungskreuzer “Hermann Marwede” von der Station Deutsche Bucht/Helgoland. Die Leitstelle meldet eine katastrophale Kollision zweier Frachtschiffe. Eines ist bereits gesunken. In der Dunkelheit des frühen Morgens suchen die Seenotretter und andere herbeigeeilte Schiffe bei Regen und schwerer See nach Überlebenden.
Die ersten beiden Folgen weichen vom üblichen Format der Reihe ab. Sonst wird jeweils über drei Einsätze berichtet, die spektakuläre Rettungsaktion in der Auftaktfolge nimmt aber größeren Raum ein und erfährt in Folge zwei eine Fortsetzung. Die Reihe wird fast durchgängig durch aktionsreiche, dramatische Einsätze geprägt. Simple Krankentransporte oder Sicherungsfahrten gehören auch zum Aufgabengebiet der rein über Spenden finanzierten DGzRS, geben aber optisch wie dramaturgisch natürlich weniger her.
Grafiken helfen dem Publikum, die Einsatzgebiete zu verorten. Leider werden die Umrisskarten aber als Einblendung über das Filmbild gelegt. Der Idee nach sinnvoll, jedoch ist die Grafik schwer zu entziffern. Gelungen hingegen sind die eingeblendeten Erklärungen seemännischer Fachausdrücke sowie der Logbucheinträge, die zum Verständnis der Abläufe beitragen.
Was die Vorgänge an Bord anbelangt, sprechen die zumeist dicht am Geschehen entstandenen Reportageaufnahmen für sich. Dennoch entschieden die Regisseurinnen Nicola Goethe (auch Buch) und Christina Georgi, das Geschehen noch einmal aus der Rückschau von den Beteiligten kommentieren zu lassen. Hier kommt es auch schon mal zu Wiederholungen und Banalitäten.
Luft nach oben bleibt auch bei der Darstellung der Protagonistinnen und Protagonisten. Die Szenenauswahl reduziert die Seeleute auf ihre dramaturgischen Funktionen als Akteure und Stichwortgeber, über die Menschen erfährt man wenig – und wenn, dann beiläufig, sozusagen im Nebensatz.
Dabei drängen sich manche Fragen förmlich auf: Was bewog die 24-jährige Nadja Stanikic, eine Ausbildung als Seenotretterin zu beginnen? Auf dem Kreuzer “Erich Koschubs” der Station Travemünde fahren nur ehrenamtliche Helferinnen und Helfer. Wie verträgt es sich mit ihren regulären Berufen und ihrem sonstigen Alltag, dass sie bei Bereitschaft sofort und auf unbestimmte Zeit verfügbar sein müssen?