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Nachruf auf Wolfgang Triebler (1937–2025): Er lebte mit dem Wort

Er war für die Evangelische Hauptbibelgesellschaft und die von Cansteinsche Bibelgesellschaft tätig. Wolfgang Triebler hat sich im besten Sinn eingemischt: in Kirche und Theologie. Ein Nachruf.

Wolfgang Trieblers theologisches Denken und Wirken mündete in unterschiedlichen Texten
Wolfgang Trieblers theologisches Denken und Wirken mündete in unterschiedlichen Textenprivat

Als Dietrich Bonhoeffer 1943 begann, Briefe aus dem Gefängnis Tegel zu schreiben, lernte der sechsjährige Wolfgang Triebler in der brandenburgischen Stadt Forst gerade Lesen und Schreiben – sein Beginn eines Lebens mit dem Wort, mit der Schrift.

Als im April dieses Jahres anlässlich Dietrich Bonhoeffers 80. Todestages an ihn mit verschiedenen Gedenkveranstaltungen erinnert wurde, fasste Wolfgang Triebler sein eigenes theologisches Leben in einen Satz: „Mit Bonhoeffer hat alles begonnen und mit Bonhoeffer endet es auch.“ Dabei ahnte er wohl, dass die Kräfte seines Lebens auf­gebraucht waren. Er starb am 3. Mai 2025, von seiner Familie begleitet.

Bonhoeffer veranlasste Wolfgang Triebler, Theologie zu studieren

Bonhoeffers Briefe aus der Haft bekam er als Jugendlicher in die Hand, im Buch „Widerstand und Ergebung“ gesammelt. Sie wurden ihm, wie vielen seiner Generation, zur theologischen Inspiration und überhaupt zum Anlass, Theologie zu studieren und Pfarrer zu werden. Das wurde er, und das blieb er ein beinahe 88-jähriges Leben lang.

Sich im besten Sinne einzumischen ins Leben der Menschen seiner unterschied­lichen Gemeinden, in seine evangelische Kirche in ihrer Lebensumwelt, in die Theologie seiner Generation und Zeit waren sein lebenslanger Alltagsantrieb. Begonnen im Vikariat auf dem Lande, fortgeführt über das erste Dorfpfarramt der 1960er Jahre in Eulo und Forst, hin zur prägendsten Lebensstation im Neubaugebiet ­Cottbus-Sandow bis zum Beginn der 1980er Jahre. Kirche im Sozialismus erleben, aushalten, mitgestalten – von einer Dienstwohnung im Neubaublock aus. Das war Herausforderung und Aufgabe zugleich für ihn. So hat er auch die folgenden, neuen Stationen angesehen und angenommen: als Pfarrer in Stralsund für Weiter­bildung und an der Erlöserkirche in Berlin-Lichtenberg als Großstadt­gemeindepfarrer. Die Ausbildung der nächsten Generation von ­Theo-loginnen und Theologen und die Arbeit beim Evangelischen Kirchentag bauten Brücken, über die er bis zu ­seinem Lebensende immer wieder ging.

Auf Wolfgang Triebler kamen mit dem Fall der Mauer neue Aufgaben zu

Mit dem Ende der DDR, dem Fall der bisherigen Grenzen und Begrenzungen wurde ihm eine neue, ihn nicht mehr loslassende Arbeit mit und an der Schrift, der Bibel, gegeben. Pfarrer für Bibelmission und -pädagogik bei der Evangelischen Haupt-­Bibelgesellschaft in Berlins Mitte zu sein, verlieh ihm nochmals Schwungkraft, der nächsten und übernächsten Generation die Texte der Bibel wie auch der Theologie des 20. Jahrhunderts in die Hand zu geben, ans Herz zu legen. Bis zuletzt stand er der von Cansteinschen Bibelanstalt und ihrem Bibellabor mit Rat und, wo es die schwindenden körperlichen Kräfte zuließen, auch mit Tat zur Seite.

Sein theologisches Denken und Wirken mündete in unterschiedlichen Texten, Fragmenten, Überlegungen und immer wieder in Glaubensfragen an Gott, an seine Welt über uns, unter uns, zwischen uns. „Willensbildung des Glaubens“ betitelte er seine, als Meditationen überschriebenen Gedanken, die zielsicher in den Hymnus „Ubi caritas et amor Deus ibi est – Wo Liebe ist und Güte, da wohnt Gott“ führen.

Der Autor Frank Gorgas ist ehemaliger Mitarbeiter beim Bibelturm Wörlitz (Evangelische Landes­kirche Anhalt) der Evangelischen Haupt-Bibel­gesellschaft.

Zum Weiterlesen: Wolfgang Triebler, Willens­bildung des Glaubens, Meditationen zum Thema, LIT-Verlag, Münster 2022, 112 Seiten, 14,90 Euro.