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Nachruf auf Thomas Passauer (1937-2025): Ein Seelsorger im Dienst der Diakonie

Thomas Passauer war langjähriger Direktor des Evangelischen Diakoniewerkes Königin Elisabeth (EDKE). Unter schwierigen DDR-Bedingungen tat er viel für die Diakonie. Nachruf von Karl-Heinrich Lütcke.

Thomas Passauer war lange Zeit Direktor des Krankenhauses Königin Elisabeth Herzberge
Thomas Passauer war lange Zeit Direktor des Krankenhauses Königin Elisabeth HerzbergeJohannes Lehmann

An die erste Begegnung mit Thomas Passauer vor mehr als dreißig Jahren erinnere ich mich noch gut. Er war der Vorstandsvor­sitzende der Stiftung Evangelisches Diakoniewerk Königin Elisabeth (EDKE). Damit war er verantwortlich für das dortige Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge (KEH) und ­weitere Aktivitäten wie „Leben lernen“, eine Einrichtung zur Betreuung und Begleitung von jungen Menschen mit geistiger Behinderung. Thomas Passauer informierte mich als neues Mitglied des Kuratoriums über die Arbeit, in der ihm eigenen brüderlich-zugewandten Art und mit seiner ruhigen, etwas brüchigen Stimme. Man spürte, wie sehr er an der Arbeit und den dort arbeitenden Menschen hing.

Thomas Passauer leistete unter schwierigen DDR-Bedingungen viel

Ich habe dann bald wahrgenommen, was er zusammen mit seinem Vorstand in den 25 Jahren seiner Zeit in Herzberge (früher bei Berlin, heute ein Teil von Lichtenberg – die Red.) geleistet hat: Er sorgte unter den schwierigen Bedingungen in der DDR für die Be­schaffung von Finanzmitteln, um in den beengten Räumlichkeiten mehr Platz zu bekommen. Er kümmerte sich um die Diakonissen und engagierte hervorragende Chefärzte.

Nach der Wende erreichte er die Fusion mit der staatlichen Psychiatrie, mit der in den Jahren davor ein schwieriges Neben­einander auf dem Gelände in Herzberge bestand, und gestaltete hilfreich das kollegiale Miteinander. Die geistliche und seelsorger­liche Dimension der Diakonie war ihm wichtig. Er sammelte Spenden, damit wieder eine Glocke angeschafft werden konnte, die zu den Gottesdiensten läutete. Was heute das Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge (KEH) ist und ausstrahlt, ist auch seinem ­Wirken zu verdanken.

Thomas Passauer blieben auch Krisen nicht erspart

Thomas Passauer wurde in Ostpreußen geboren. Nach der Flucht kam die Familie nach Brandenburg. Thomas wurde wie sein Vater und später sein Bruder Michael ­Pfarrer. Seine erste Pfarrstelle bekam er in Petersdorf in der Uckermark. Danach wirkte er in Rangsdorf, ehe die Kirchenleitung ihn 1975 nach Herzberge rief.

Persönliche Schicksalsschläge und eine kritische Phase im Evangelischen Diakoniewerk Königin Elisabeth (EDKE) haben ihm zugesetzt. Aber er blieb auch im Ruhestand der freundlich-zugewandte und geduldige Mensch, als den ihn viele kannten. Er freute sich, bei den Jahresempfängen alten Kolleginnen und Mit­arbeitern zu begegnen. Er organisierte Reisen in seine Heimat, das ehemalige Ostpreußen, und wirkte bei der Qualifikation pfarramt­licher Mitarbeiter mit.

Im Alter von 88 Jahren hat ihn der gnädige Gott am 26. Mai zu sich gerufen. Meine letzte Begegnung mit ihm ergab sich vor einem halben Jahr zufällig am Rande eines Konzerts. Er zeigte sich zufrieden mit der Entwicklung im Krankenhaus Königin Elisabeth Herzberge (KEH), und ich konnte ihm noch einmal den Dank sagen für das, was er für diese diakonische Einrichtung geleistet hat.

Der Autor Karl-Heinrich Lütcke war Propst der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO).