Was für ein Geschenk – bis heute – wenn Leitungs-Persönlichkeiten unserer Kirche Mitarbeitende an ihrer Seite haben, die sachkundig, unterstützend und einfühlsam zugleich tätig sind. Bischof Gottfried Forck hatte innerhalb seiner Amtszeit von 1983 bis 1991 ein solches Geschenk – Frau Edith Nischwitz. Geboren als Edith Christel Horn, kam sie am 23. April 1931 in Berlin zur Welt und wurde später durch kriegsbedingten Umzug in Nauen konfirmiert. Sie war als studierte Romanistin und Anglistin mit Großem Latinum im Romanischen Institut der Akademie der Wissenschaften in der DDR tätig. Später wechselte sie an die Staatsbibliothek und absolvierte nebenbei ein vierjähriges Studium für Bibliothekswissenschaften.
Edith Nischwitz: Von der Staatsbibliothek ins Bischofsbüro
Auf diesem Hintergrund kann man sich gut vorstellen, wie überrascht sie gewesen sein muss, als das Angebot kam, als Sekretärin im Bischofsbüro zu arbeiten. Durch den Ruf, den ihr Mann, Joachim Nischwitz, bisher Mitarbeiter im Institut für Grünland-Moorforschung, in die Forstabteilung des Bundes Evangelischen Kirchen in der DDR nach Berlin erhielt, zogen sie 1975 von Paulinenaue nach Zeuthen. Die Genehmigung für einen Umzug in die Hauptstadt der DDR wurde durch die staatlichen Behörden für den zukünftigen kirchlichen Mitarbeiter und seine Frau nicht erteilt. Aus einer akademischen Umgebung mit großer Sachkenntnis im Informations- und Dokumentationsbereich, Lehrkraft in Englisch für Doktoranden, Übersetzerin aus dem Französischen ins Deutsche für den Aufbau-Verlag, wurde nun eine Zu- und Mit-Arbeiterin für einen sehr gefragten Bischof. Neben ihm und ihr, und noch einer Referentin beziehungsweise einem Referenten, ein, wie sich dann herausstellte, gelungenes Dreierteam. Für sie, wie sie später gerne betonte, die schönste Zeit ihres dienstlichen Lebens. Schnell einigte man sich, dass aus der „Sekretärin“ eine „Mitarbeiterin“ und die Anrede „Bischof“ durch „Herr“ oder „Bruder“ ersetzt wurde. Die Büro-Arbeit nahm ihren Lauf.
Keine und keiner konnte allerdings bei ihrem Dienstantritt 1983 ahnen, was sich wenige Jahre später in diesem relativ bescheidenen Büro im Konsistorium in der Neuen Grünstraße in Berlin-Mitte auch ereignete. Unter Begleitung dieser „Dreier-Besetzung“ wurden 1989/90 sehr viele wichtige politische Persönlichkeiten aus Ost und West-Deutschland begrüßt und beköstigt. Es wurden Kontakte in großem Umfang hergestellt, Menschen zusammengeführt und an Perspektiven für eine nun sich wieder zu vereinigende Kirche gearbeitet.
Edith Nischwitz’ wundervolle Basisnähe
Edith Nischwitz, ausgestattet mit beeindruckenden Sprachenkenntnissen und einer überaus großen Souveränität, spielte in diesem Prozess eine hervorgehobene Rolle. Kleine Unstimmigkeiten in „ihrem“ Büro gab es nur dann, wenn der Bischof trotz eines von ihr sehr präzise abgestimmten Zeittaktes Besucherinnen und Besucher, die unangemeldet in der Tür standen, ohne Rücksprache in sein Zimmer rief. Und von Seiten des Bischofs gab es humorvolle Kritik, wenn – nach seiner Meinung – die „Büro-Fürsorge“ um ihn überhandnahm. „Ich bin auch schon konfirmiert“ war dann als seine Reaktion zu hören.
Durch die starke Verwurzelung in der Kirchengemeinde Zeuthen, in den sonntäglichen Gottesdiensten, im Gemeindekirchenrat, im Besuchsdienst und im Frauenkreis, behielt Edith Nischwitz eine wunderbare Basisnähe. Hinzu kam ihre Freude an Literatur, an Klassischer Musik, Opern, der Philharmonie, der Akademie für Alte Musik, und der Malerei, hier besonders Paula Modersohn-Becker. Dies alles bescherten ihr, einer Frau ohne Kinder und Geschwister, mit wenigen direkten Anverwandten, aber bis zum Ende umgeben von einer großen „Nischwitz-Familie“, ein erfülltes Leben. Unter der Zusage ihres Konfirmationsspruches „Selig sind die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen“, ist sie am 11. März in tiefem Frieden von uns gegangen. Von Herzen Dank, liebe Frau Nischwitz.