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Nachama fordert runden Tisch zur Rabbinerausbildung

Der rabbinische Leiter des Abraham-Geiger-Kollegs, Andreas Nachama, hat einen „Runden Tisch“ zur Zukunft der Potsdamer Rabbinerausbildung gefordert. Dort sollten sich „alle Beteiligten zusammensetzen und nach guten Lösungen suchen“, sagte Nachama dem Evangelischen Pressedienst (epd): „Die jetzige sehr erfolgreiche liberale Rabbinerausbildung darf nicht einfach mit der vom Zentralrat geplanten Stiftung ausgelöscht werden.“

Nach Konflikten über Vorwürfe des Machtmissbrauchs im Kolleg und über die Struktur hatte der Zentralrat der Juden im Februar die Gründung einer Trägerstiftung für die Rabbinerausbildung angekündigt. Die Jüdische Gemeinde zu Berlin, die seit Anfang 2023 Trägerin der Potsdamer Ausbildung ist, lehnt dies ab. Der Zentralrat und die staatlichen Zuwendungsgeber zahlen seit einiger Zeit keine Fördermittel mehr für die Rabbinerausbildung aus. Über die Fördermittel des Bundesinnenministeriums wird inzwischen ein Rechtsstreit vor dem Berliner Verwaltungsgericht ausgetragen.

An dem „Runden Tisch“ sollten das Bundesinnenministerium, die Kultusministerkonferenz und das brandenburgische Kulturministerium als staatliche Zuwendungsgeber, der Zentralrat, die Berliner jüdische Gemeinde, Vertreter der Potsdamer Rabbinerausbildung und die internationalen Partner zusammenkommen, sagte Nachama: „Das kann ruhig ein großer Runder Tisch sein.“ Je größer die Beteiligung sei, desto mehr Kreativität sei zu erwarten, betonte er: „Ich bin ganz sicher, dass wir eine tragfähige Lösung finden werden, wenn der Wille dazu da ist.“

Am Abraham-Geiger-Kolleg, das im August vor 25 Jahren gegründet wurde, seien diejenigen ausgebildet worden, die jetzt in Tschechien und anderen Ländern jüdische Gemeinden aufbauen, sagte Nachama: „Dass in Deutschland wieder Rabbiner für die Welt ausgebildet werden, ist eine Erfolgsgeschichte. Ich verstehe nicht, wie man sowas infrage stellen kann und beenden will.“

Die künftige Form der Trägerschaft und die Rechtsform seien für die Lösung der aktuellen Probleme nicht wichtig, sagte Nachama: „Es geht darum, wer dort das Sagen hat, wer die Aufsicht hat.“ Dort müsse der Vielschichtigkeit jüdischen Lebens Rechnung getragen werden. „Am Ende kann es auch auf eine Stiftung als Trägerin hinauslaufen“, sagte Nachama: „Aber die muss dann unabhängig sein und nicht Organ des Zentralrats der Juden in Deutschland.“ Er gehe davon aus, dass „genügend Raum für Kompromisse und für ein vernünftiges Vorgehen“ vorhanden sei.