Der Anschlag auf eine Chanukka-Feier in Sydney hat scharfe Reaktionen in Israel ausgelöst. Ministerpräsident Netanjahu zog eine Verbindung vom Judenhass zu Forderungen nach einem palästinensischen Staat.
Nach dem tödlichen Angriff auf eine jüdische Feier in Sydney hat Israels nationaler Sicherheitsrat alle Israelis zu Vorsicht bei Auslandsaufenthalten aufgerufen. “Es wird dringend empfohlen, unsichere öffentliche Veranstaltungen zu meiden, darunter Veranstaltungen in Synagogen, Chabad-Häusern, Chanukka-Feiern”, heißt es in einer Warnung der Behörde von Sonntagabend. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärte laut seinem Büro, Israel sei der sicherste Ort für das jüdische Volk auf der Welt, weil es dort von Regierung, Armee und Sicherheitskräften verteidigt werde.
Bei dem Anschlag auf eine Feier zum jüdischen Lichterfest Chanukka am weltbekannten Bondi Beach waren am Sonntag mindestens 15 Menschen getötet und Dutzende weitere verletzt worden. Nach australischen Medienberichten von Montagmorgen befinden sich noch 27 Verletzte in Krankenhäusern, sechs von ihnen in kritischem Zustand.
Der Sicherheitsrat mahnte Israelis, in der Nähe von jüdischen und israelischen Einrichtungen im Ausland besondere Wachsamkeit zu zeigen sowie verdächtige Personen oder Gegenstände den Sicherheitskräften zu melden. Nachahmerangriffe durch Terrorunterstützer seien nicht auszuschließen. Zuletzt hatte der Sicherheitsrat vor den hohen jüdischen Feiertagen im September davor gewarnt, im Ausland öffentlich israelische und jüdische Symbole zu zeigen oder Hebräisch zu sprechen.
Netanjahu machte die Forderung Australiens nach einem palästinensischen Staat für den Anschlag mitverantwortlich. Diese gieße Öl ins Feuer des Antisemitismus, belohne die Terroristen der Hamas und fördere “den Judenhass, der jetzt Ihre Straßen heimsucht”, verwies er laut Mitteilung seines Büros in einer Regierungssitzung auf einen früheren Brief an den australischen Premierminister Anthony Albanese. Gleichzeitig forderte er alle “Regierungen im Westen und anderswo” auf, mit Härte gegen Antisemitismus vorzugehen.
Ähnlich äußerte sich Israels Außenminister Gideon Sa’ar, der der australischen Regierung vorwarf, nicht auf entsprechende Warnungen reagiert zu haben: “Westliche Regierungen stehen vor einer einfachen Wahl: Antisemitismus bekämpfen oder normalisieren”, so der Minister. Die australische Regierung habe “diese Prüfung nicht bestanden”, sondern versagt. Gleichzeitig griff er Albanese und den britischen Premierminister Keir Starmer an, weil diese in ihren offiziellen Stellungnahme nicht erwähnt hatten, dass der Angriff Juden bei einer Veranstaltung anlässlich eines jüdischen Feiertags gegolten habe.
Auch der israelische Präsident Isaac Herzog warnte die australische Regierung. Sie müsse “gegen die enorme Welle des Antisemitismus kämpfen, die die australische Gesellschaft heimsucht”. In einer Botschaft an Australiens jüdische Gemeinde mahnte er, weiterhin überall auf der Welt Chanukka-Lichter anzuzünden: “In Australien, in Israel und auf der ganzen Welt wird das jüdische Volk – das ewige Volk – weiterhin Licht in die Welt bringen und diese schreckliche Dunkelheit überwinden.”
Die Palästinensische Behörde verurteilte den Angriff in Sydney laut Medien in einer Erklärung von Sonntag als “Terroranschlag”. Sie bekräftigte ihre Ablehnung “aller Formen von Gewalt, Terrorismus und Extremismus, die im Widerspruch zu menschlichen Werten und ethischen Grundsätzen sowie zu den Lehren aller himmlischen Religionen stehen, die zu Frieden, Achtung des menschlichen Lebens und Verzicht auf Hass und Extremismus aufrufen”.
In Tel Aviv versammelten sich am Sonntagabend hunderte Menschen zu einer Mahnwache für die Opfer von Bondi Beach.