Später in Rente, weniger Feiertage: Dafür plädiert Munich-Re-Chef Joachim Wenning. Warum das seiner Meinung nach für eine starke deutsche Wirtschaftskraft nötig ist.
Die Deutschen müssen nach Auffassung des Munich-Re-Chefs Joachim Wenning angesichts des demografischen Wandels mehr arbeiten. Ansonsten koste es das Land Wettbewerbsfähigkeit und Lebensstandard, sagte Wenning, Vorsitzender des in München ansässigen Rückversicherers, der “Süddeutschen Zeitung” (Mittwoch). Zugleich stellte er die Frage: “Warum werden nicht einfach ein paar gesetzliche Feiertage gestrichen? Es gibt keinen Grund, warum Bayern deutlich mehr Feiertage als Hamburg oder Deutschland als viele andere Länder benötigt.”
Er sei sich bewusst, dass die Forderung, mehr zu arbeiten, nie gut ankomme, räumte der promovierte Volkswirt ein. Aber seiner Ansicht nach wäre dies ein Beitrag zur Lösung; helfen würde auch, wenn die Deutschen später in Rente gingen. Schließlich lebten sie auch länger. Viele verabschiedeten sich heute eher mit 60 als erst mit 67 in den Ruhestand, merkte Wenning an. Dabei kritisierte er die Altersteilzeitregelungen, die steuerlich so attraktiv gefördert würden, dass die Menschen nahezu dasselbe Geld netto ohne Arbeit bekämen. Solche Anreize für Nichtarbeit müssten reduziert werden.
Wenning verwies darauf, dass Deutschland sich in der Vergangenheit Minderarbeit durch überlegene Technologie und höhere Produktivität verdient habe. Die Schlüsseltechnologie von heute sei die Datentechnologie. Doch in dieser seien Deutschland und Europa den USA und China weit unterlegen. Deshalb müsse wieder mehr gearbeitet und geleistet werden. “Sonst gehen die Produktionsstätten ins Ausland.” Von der Politik verlange er daher, die Arbeits- und Leistungsanreize zu stärken.