Reinhard Marx, Münchner Erzbischof, wird am Donnerstag 70 Jahre alt. Zur Geburtstagsfeier zwei Tage später lässt er es krachen: Nach einem Gottesdienst in der Frauenkirche werden am Samstagabend auf dem Domvorplatz Gebirgsschützen der Kompanie “Gotzinger Trommel” einen Ehrensalut abfeuern. Der Kardinal ist ihr Ehrenmitglied.
Marx zählte als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz (2014-2020) und Mitglied im Kardinalsrat von Papst Franziskus (2013-2023) zu den einflussreichsten katholischen Kirchenmännern in Deutschland. Noch bis nächstes Jahr ist er Koordinator des Wirtschaftsrates im Vatikan. Als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz war er einer der Architekten des Reformprojekts Synodaler Weg. Derzeit verantwortet er die Medienpolitik der deutschen Bischöfe.
Der Westfale ist Priester des Erzbistums Paderborn, wo er 1996 Weihbischof wurde. Von 2002 bis zu seiner Beförderung nach München 2008 war er Bischof von Trier. Als Münchner Erzbischof steht er der Freisinger Bischofskonferenz vor. Seit 2010 ist er auch Großkanzler der einzigen katholischen Universität im deutschen Sprachraum in Eichstätt und Ingolstadt.
Zur Überraschung seines engeren Umfeldes bot Marx 2021 Papst Franziskus seinen Rücktritt vom Münchner Bischofsstuhl an, den dieser aber nicht annahm. Zuvor hatte Marx auf das Bundesverdienstkreuz verzichtet. Betroffene warfen ihm Versäumnisse im Umgang mit Missbrauchsfällen als Bischof von Trier vor. Das von ihm selbst in Auftrag gegebene Anwaltsgutachten für das Erzbistum München und Freising attestierte Marx 2022 Fehlverhalten in zwei Missbrauchsfällen.
Auf der anderen Seite hat sich der Münchner Erzbischof wiederholt für Aufarbeitung und Prävention von sexuellem Missbrauch in der Kirche engagiert. 2015 legte er in München den Grundstein für das heute in Rom angesiedelte päpstliche Kinderschutzzentrum. 2020 brachte er einen Großteil seines Privatvermögens in eine Stiftung für Betroffene ein.
In einem Interview mit dem “Münchner Merkur” (Dienstag) bedauerte Marx, das Thema Missbrauch in der katholischen Kirche anfangs zu wenig ernst genommen zu haben: “Als das in den USA vor mehr als 20 Jahren bekannt wurde, dachten wir: Bei uns ist das nicht so.” Für ihn sei es ein Schock gewesen, dass sein Idealbild von Kirche, das er als junger Priester gehabt habe, so konfrontiert worden sei mit einer dunklen Seite. “Aber ich muss damit leben, und wir müssen das besser machen.”