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München soll für Missbrauch 35 Millionen Euro an Opfer zahlen

Nach der katholischen Kirche bringt nun auch die bayerische Landeshauptstadt Entschädigungszahlungen an Missbrauchsbetroffene auf den Weg. Damit soll Verantwortung für das Versagen des Stadtjugendamtes übernommen werden.

 Als eine der ersten Städte in Deutschland wird München Anerkennungsleistungen an Missbrauchsopfer in Heimen, Pflege- und Adoptivfamilien zahlen. Laut Mitteilung vom Dienstag hat eine unabhängige Expertenkommission dazu eine Beschlussvorlage erarbeitet. Der Feriensenat des Stadtrates werde am 21. August entscheiden. Die Kommission veranschlagt dafür einen Mittelbedarf von 35 Millionen Euro. Für Soforthilfen sind laut Stadt bereits 4,3 Millionen Euro aus dem Haushalt geflossen.

Die Anerkennungsleistungen sollen durch ein Prüfungsgremium und in anonymisierter Form an Betroffene gezahlt werden, hieß es weiter. Der Stadtrat werde dabei einbezogen. Die Zahlungen richten sich an Menschen, die durch das Stadtjugendamt in Heimen, Pflege- oder Adoptivfamilien untergebracht wurden und die noch heute unter der dort erfahrenen Gewalt leiden. Die von der Expertenkommission erarbeiteten Kriterien seien nicht für die Öffentlichkeit bestimmt, erläuterte deren Vorsitzender Ignaz Raab.

Der Vorsitzende des Betroffenenbeirats, Benno Oberleitner, sagte: “Eine Gerechtigkeit können wir leider unmöglich erreichen, aber die Anerkennungsleistungen sollen für Betroffene ein spürbarer Betrag und auch ein Schuldeingeständnis vonseiten der Täterorganisation sein.” Sein Gremium habe versucht dazu beizutragen, “dass es ein faires System gibt, das Betroffenen in ihrem Leben noch eine spürbare Erleichterung ermöglicht”.

Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD) äußerte sich zuversichtlich, dass der Stadtrat zustimmen werde. Dieser sei bisher stets geschlossen den Empfehlungen der Expertenkommission gefolgt. Diese arbeitet seit Herbst 2021.

Anträge für Soforthilfen oder Anerkennungsleistungen werden unter E-Mail an oder unter der Telefonnummer (0 89)23 17 16 91 70 entgegengenommen.