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Moderator Dieter Kürten wird 90 Jahre alt

Entspannt und unaufgeregt präsentierte Dieter Kürten von 1967 bis 2000 das ZDF-Sportstudio. Kritiker fanden ihn “kreuzbrav”. Heute täte einer wie Kürten dem von Dampfplauderern beherrschten Metier vielleicht ganz gut.

Die Klänge von Max Gregers Big Band, die Zeiger einer Bahnhofsuhr und das Torwandschießen: Diese drei Elemente bilden seit Mitte der 1960er Jahre den Rahmen für “das aktuelle sportstudio” im ZDF. Einer, der mehr als drei Jahrzehnte zum Inventar am heiligen Samstagabend gehörte, feiert am 23. April seinen 90. Geburtstag. 375 Mal moderierte Dieter Kürten die Sendung – und ist damit Rekordhalter.

Bis heute legendär bleibt der Besuch von Tarzan-Darsteller Johnny Weissmüller. Der war 1971 mit seiner Frau Maria zu Gast im Studio. Die Macher in Mainz buchten der Atmosphäre halber noch einen Schimpansen dazu. Porgy zog vor laufenden Kameras nicht nur Maria die Perücke vom Kopf, sondern soll Weissmüller auch “von oben bis unten bepinkelt” haben. Kürten wurde auch Jahre danach immer wieder auf die Episode angesprochen und gab sie dann gern wieder – auch wenn er sie jedes Mal “ein bisschen anders” ausgeschmückt habe.

Zum Fernsehen kam der spätere “Mister Sportstudio” eher zufällig. Sein Vater, selbst Journalist bei der “Rheinischen Post”, habe eigentlich nicht gewollt, dass der Sohn einen solchen “Hallodri-Beruf” ergreife. Kürten lernte also zunächst Speditionskaufmann, bevor er umsattelte. Nach ersten Gehversuchen, unter anderem in der Pressestelle der Mannesmann-Hüttenwerke in seiner Geburtsstadt Duisburg, landete Kürten 1963 beim ZDF. Dem Sender blieb er bis zum Ende seiner beruflichen Karriere treu.

ZDF-Sportchef Yorck Polus gratulierte Kürten zum 90. Geburtstag. Der Moderator habe beim aktuellen Sportstudio und darüber hinaus Maßstäbe gesetzt. Das Format sei “wesentlich durch ihn zu der Marke geworden, die wir heute verlässlich pflegen und gezielt modernisieren”. Autor Eike Schulz wird Kürten an dessen Geburtstag im ZDF-Streamingportal und im “ZDF-Mittagsmagazin” würdigen. Im “aktuellen sportstudio” am 26. April 2025 um 23.00 Uhr wollen sie den Jubilar ebenfalls noch einmal hochleben lassen.

Seit längerem lässt es Kürten, der in Wiesbaden wohnt, ruhiger angehen; dem Sport bleibt er als aufmerksamer Beobachter verbunden. Die fortschreitende Kommerzialisierung im Fußball etwa schreckt ihn nicht, auch wenn ihm “gewisse Auswüchse” nicht schmecken. Hasskommentare und Aggressivität in Internet und Stadion quittierte Kürten schon vor Jahren mit einem Kopfschütteln und der Feststellung: “Gegen Dummheit kämpfen selbst Götter vergebens.”

Während viele seiner jüngeren Kollegen immer lauter und aufgeregter in ihre Mikrofone brüllen, verbreitete Kürten in seiner aktiven Zeit vor der Kamera selten Lärm und Hektik. Seine Spezialität war der charmante Smalltalk. Er habe versucht, die Menschen, die ins Sportstudio kamen, “als Gäste zu behandeln”, sagte er in einem Interview. “Mit gewonnenem Vertrauen, mit Behaglichkeit ließen sich auch härtere Themen ansprechen.”

Als “deutsche Antwort auf Mutter Teresa” galt der “Krawattenmann des Jahres 1974” deshalb mitunter. Das Etikett “harmlos” blieb an ihm haften, als er kurzzeitig vom Sport- ins Unterhaltungsfach wechselte. So kündigte der “Spiegel” 1983 in einer TV-Vorschau süffisant die ZDF-Reihe “Ganz schön mutig” mit dem “fröhlich-frommen Sportmoderator Dieter Kürten” an.

Aus seiner Verbundenheit mit der Kirche machte Kürten nie einen Hehl, auch wenn er vor einigen Jahren mit Blick auf Missbrauchs- und Finanzskandale feststellte: “Diverse Vorkommnisse haben mich enttäuscht, auch wütend gemacht.” Sein Glaube lasse sich dadurch aber nicht erschüttern. Auf die Frage, wie wohl das Leben nach dem Tod aussehen könnte, antwortete er: “Ich stelle mir vor, dass wir völlig frei von irgendwelchen Belastungen, Verpflichtungen und Hektik in einer glückseligen Gelassenheit in Gottes Nähe leben dürfen.”