Ute Hedrich erreicht man nur noch über das Handy. Ihr Hausrat ist bereits in einem Container unterwegs nach Harare, wo die 54-Jährige ab 20. August als EKD-Auslandspfarrerin für die Evangelische Martin-Luther-Gemeinde mit internationalem und deutschem Gemeindeteil tätig sein wird. Anke von Legat sprach mit ihr über ihre Erwartungen.
Wie kommt man auf die Idee, als Pfarrerin nach Simbabwe zu gehen?
Es gibt dort Christinnen und Christen, eine aktive Gemeinde, die eine Pfarrerin braucht. Das hat mich gereizt. Was auf mich zukommt, kann ich ungefähr abschätzen; ich war schon häufig im südlichen Afrika und kenne die Situation und die Mentalität dort recht gut.
Simbabwe gilt als sehr unsicheres Land. Haben Sie keine Angst?
Ich habe mich nicht unsicher gefühlt, als ich mich in Harare vorgestellt habe. Die Menschen leben dort, die Gemeindeglieder leben dort – ich gehe mit einem Stück Vertrauen hin.
Wie werden Sie dort leben?
Mein Pfarrhaus steht in einem gutbürgerlichen Viertel. Es hat ein Metalltor, und es gibt einen Hund und Gänse. Wunderbar ist der Garten, den ich auch bearbeiten werde – ich habe alle meine Gartengeräte in den Container gepackt! Ein Gärtner wird mir aber dabei helfen. Das wird ein schöner Ausgleich zum Gemeinde- und Collegealltag.
Der Pfarrer, der vor mir von der Gemeinde gewählt worden war, konnte seinen Dienst gar nicht erst antreten, weil man ihn nicht ins Land gelassen hat. Daher haben sich die Gemeinde, die lutherische Kirche in Simbabwe und die EKD diesmal gleich als erstes darum gekümmert. Mein Visum ist aber zunächst nur bis November gültig. Das muss ich vor Ort verlängern lassen.
Wie sieht die Gemeinde aus, in der Sie arbeiten werden?
Die Gemeinde ist sehr bunt zusammengesetzt. Etwa 30 der Mitglieder sind Deutsche. Die meisten sind bei deutschen Organisationen oder Unternehmen angestellt; einige sind wohl auch noch aus alten Entwicklungsprojekten geblieben. Dazu kommen Ehepartner aus Simbabwe und andere Nationalitäten. Die allermeisten Gemeindemitglieder sind aber Menschen aus Zimbabwe, die einen englischen Gottesdienst schätzen und die sich schon lange zur Gemeinde dazugehörig fühlen. Daher gibt es jeden Sonntag einen englischsprachigen Gottesdienst, und einmal im Monat kommt ein zweiter deutschsprachiger Gottesdienst dazu. Außerdem findet an jedem zweiten Sonntag früh am Morgen ein Gottesdienst in der Nationalsprache Shona statt – allerdings kann ich diese Sprache nicht sprechen. Das übernehmen dann andere Kolleginnen und Kollegen oder Studierende des Colleges für mich.
Wofür sind Sie sonst noch zuständig?
Eigentlich für das Gleiche wie in anderen Gemeinden auch: Taufen und Trauungen, Konfi-Arbeit, Frauen- und Männergruppen, Jugendarbeit … Es gibt einen großen Kindergottesdienst mit vielen ehrenamtlichen Mitarbeitenden, weil sonntags natürlich die ganze Familie zur Kirche fährt, viele auch über weite Strecken. Was es sonst noch zu tun gibt, muss ich schauen, wenn ich dort bin, auch zusammen mit dem sehr aktiven Presbyterium.
Und wo sind die Unterschiede zum deutschen Pfarrerinnen-Alltag?
Anders als in Deutschland ist Fundraising eine zentrale Aufgabe. Die Gemeinde lebt zum großen Teil von den Mitteln, die in der Gemeinde zusammengetragen werden. Im Moment steht an, eine Photovoltaik-Solaranlage auf der Kirche zu installlieren, damit Kirche, Gemeindebüro und Räume nicht mehr von der teuren und nicht immer zuverlässigen Stromversorgung abhängig sind. Zugleich will die Gemeinde Vorbild sein und den Nutzen von erneuerbarer Energien in einem Land aufzeigen, wo öfters die Sonne scheint als in Westfalen.
Zusätzlich werden Sie noch als Dozentin tätig sein …
Ja, meine Stelle besteht zur Hälfte aus einem Lehrauftrag am United Theological College. Acht protestantische Denominationen lassen dort ihre Pfarrerinnen und Pfarrer ausbilden. Auf das ökumenische Miteinander dort freue ich mich schon. Eines meiner Fächer wird „Gender and Theology“ sein, wo es darum geht Geschlechterrollen in allen theologischen Disziplinen zu reflektieren und kritisch zu hinterfragen. Das wird sicher sehr spannend. Ansonsten bin ich für Ethik und Systematische Theologie mit zuständig.
Wird in Simbabwe auch das Reformationsjubiläum gefeiert?
Ja, schon am Tag vor meiner Einführung wird eine Luther-Ausstellung vom Botschafter eröffnet, als Auftakt zu weiteren Veranstaltungen zum Reformationsjubiläum am 31. Oktober – schließlich heißt die Gemeinde Martin-Luther-Gemeinde. Da werde ich auch von Reformationsevents in Deutschland berichten können.