Egal, ob er lange in London gelebt hat oder inzwischen nach Berlin gezogen ist – Herbert Grönemeyer ist die musikalische Ikone des Ruhrpotts. Das erste Erfolgsalbum aus dem Jahr 1984 trug als Titel die Postleitzahl: „4630 Bochum“. Am 12. April wird der Sänger, Musiker und Schauspieler 60 Jahre alt.
Mit mehr als 13 Millionen in Deutschland verkauften Alben gilt Grönemeyer als einer der erfolgreichsten Musiker im deutschsprachigen Raum. Zehnmal wurde er mit dem Musikpreis Echo ausgezeichnet. Und als im Jahr 2007 die ZDF-Sendung „Unsere Besten“ den besten Musiker aller Zeiten suchte, wählten ihn die Zuschauer auf Platz Eins.
Ruf als Schauspieler erarbeitet
In Bochum wuchs Herbert Grönemeyer auf, geboren wurde er am 12. April 1956 als Herbert Arthur Wiglev Clamor Grönemeyer in Göttingen. Sein Vater, der laut Grönemeyer „am liebsten Pfarrer geworden wäre“, war Bergwerksdirektor. Einer seiner beiden älteren Brüder ist der Mediziner und Autor Dietrich Grönemeyer. Er selbst sei in der Kindheit „ein relativ strikter Kirchgänger“ gewesen, sagte der protestantisch aufgewachsene Musiker einmal dem Musikmagazin „Rolling Stone“.
Am Bochumer Schauspielhaus wurde Herbert Grönemeyer zunächst musikalischer Leiter. Dort spielte er auch erste Bühnenrollen, obwohl er nie eine Schauspielschule besucht hat. Bevor er als Musiker bekannt wurde, hatte er sich bereits einen Ruf als Schauspieler erarbeitet: In Wolfgang Petersens „Das Boot“ (1981) oder an der Seite Natassja Kinskis als junger Robert Schumann in dem Kinofilm „Frühlingssinfonie“ (1982).
Der Start der Musikkarriere verlief hingegen zunächst katastrophal: Konzerte mussten mangels Interesse abgesagt werden, die damalige Plattenfirma kündigte ihm wegen schlechter Verkaufszahlen. Mit seinen Stücken „Männer“, „Bochum“ und „Flugzeuge im Bauch“ schoss er dann aber Mitte der 80er Jahre aus dem Stand in die Oberliga des deutschen Pop.
Im Jahr 1998 erlebt Grönemeyer einen tiefen Einschnitt: Erst stirbt sein Bruder Wilhelm an Leukämie. Herbert hatte zuvor für ihn Knochenmarkszellen gespendet. Noch in derselben Woche unterliegt Grönemeyers Ehefrau Anna Henkel ihrem Kampf gegen den Brustkrebs. Der Künstler fiel in ein tiefes Loch. „Eine solche Katastrophe prägt einen“, erzählte er später. Mehr als ein Jahr lang habe er gebraucht, um überhaupt wieder künstlerisch aktiv zu werden.
Weil er hofft und liebt, mitfühlt und vergibt
„Und der Mensch heißt Mensch, weil er irrt und weil er kämpft, und weil er hofft und liebt, weil er mitfühlt und vergibt“: Als sich Grönemeyer im Jahr 2002 mit dem Stück „Mensch“ und gleichnamiger CD zurückmeldet, trifft er viele ins Herz: Die Songs, mit denen er seine Verluste verarbeitet, werden mit Platin ausgezeichnet. Das Album ist in Deutschland mit 3,7 Millionen das meistverkaufte Album der Musikgeschichte.
Der damalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Manfred Kock, wünschte dem Sänger in einem persönlichen Brief Gottes Segen für seine anstehende Tournee. Der Grönemeyer-Song ist auch auf der EKD-Synode zu hören, die im Jahr 2002 unter dem Motto „Was ist der Mensch?“ in Timmendorfer Strand tagt.
Den 30. Geburtstag seines Erfolgsalbums „4630 Bochum“ feierte er im vergangenen Jahr im Bochumer Stadion. Mit seinem jüngsten Album „Dauernd jetzt“ spielt Grönemeyer auf ausverkauften Konzerten.
Inzwischen seien die beiden Kinder groß, und er selbst lebe wieder glücklich verliebt in einer neuen Beziehung mit seiner Freundin Josha, sagte Grönemeyer jüngst in mehreren Interviews. „Das Leben hat sich entkrampft und ist wieder unter meine Füße geschoben“, berichtete er kurz vor seinem 60. Geburtstag: „Von da aus kann man wunderbar losstarten.“