Seit 14 Jahren gibt es eine Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs auf Bundesebene. Betroffene und Experten fordern solche Strukturen nun auch in Bayern – mit Rückenwind aus Berlin.
Die Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Kerstin Claus, hat den Vorstoß für ein Bayerisches Aufarbeitungsgesetz begrüßt. Mit einem solchen Mandat würde “bayernweit der Kampf gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen systematisch vorangetrieben”, erklärte Claus am Montag in Berlin. Es brauche starke politische Strukturen, flächendeckende Netzwerke und einen gesetzlichen Rahmen, um sexuellen Missbrauch bestmöglich zu verhindern oder frühzeitig aufzudecken. Dafür seien neben dem Bund auch die Länder und Kommunen elementar.
Vergangene Woche hatten Missbrauchsbetroffene und Wissenschaftler in Bayern den Text einer Landtagspetition vorgestellt. Sie fordern vom Freistaat die Einrichtung einer eigenen unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung von Gewalt und Missbrauch in Institutionen, auch außerhalb der Kirchen. Einrichtungsträger und das Land sollten außerdem einen gemeinsamen Fonds für die Zahlung von Entschädigungen auflegen.
Zu den treibenden Kräften hinter der Petition zählt der Sprecher des Betroffenenbeirats in der Erzdiözese München und Freising, Richard Kick. Seit einer Woche hat sein Gremium auf der Internetseite die Petition veröffentlicht. Bis Montagnachmittag wurde sie von 166 Personen unterschrieben. Ein Termin für die Übergabe an Landtagspräsidentin Ilse Aigner steht laut Kick noch nicht fest.