Angesichts von Bedrohungen wie Kriegen und dem Klimawandel wünschen sich junge Menschen verstärkt Orientierung und Sicherheit. Dies sei eine der zentralen Erkenntnisse des aktuellen Kinder- und Jugendberichts, sagte Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) am Mittwoch bei der Vorstellung des vom Kabinett beschlossenen Berichts in Berlin. Der Blick junger Menschen auf die Welt und ihre eigene Zukunft falle kritisch aus, sagte Paus.
Die Bundesregierung muss dem Bundestag einmal in der Wahlperiode einen Bericht zur Situation der aktuell rund 22 Millionen Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen vorlegen. Erstellt wurde der 17. Kinder- und Jugendbericht von einer 14-köpfigen Sachverständigenkommission.
Wie die Kommissionsvorsitzende für die Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendhilfe, Karin Böllert, erläuterte, wurde für den Bericht keine eigene empirische Studie erstellt. Vielmehr würden aktuelle Studien ausgewertet und mit Ergebnissen der vergangenen Berichte verglichen. Erstmals wurden Böllert zufolge auch mehr als 5.000 junge Menschen bei der Erstellung des Berichts eingebunden, um deren Interessen und Sorgen stärker zu berücksichtigen.
Die Erziehungswissenschaftlerin sagte, positiv sei das Bild junger Menschen von den eigenen Eltern. Viele wünschten sich, genauso wie sie später mit eigenen Kindern zu agieren. Schwieriger werde es, wenn man junge Menschen fragt, wie sie sich von der Gesellschaft allgemein und speziell der Politik wahrgenommen fühlen. Jugendliche empfänden politische Prozesse als „jugendfern“, sagte Böllert.
Paus will darauf nach eigenen Worten mit einem Aktionsplan für die Teilhabe junger Menschen an politischen Prozessen reagieren. Wenn junge Menschen nicht mitbestimmen könnten, verstoße das nicht nur gegen ihre Rechte, sondern erschüttere auch ihr Vertrauen in die Demokratie.
Böllert unterstrich zudem die Bedeutung der Kinder- und Jugendhilfe. Sie sei trotz der Ausnahmesituationen der vergangenen Jahre funktionsfähig, sagte sie mit Blick auf die Corona-Pandemie. Um Zuversicht und Vertrauen zu vermitteln, müsse sie aber noch verlässlicher und besser werden, als sie es derzeit ist, sagte sie. Als eine große Herausforderung für den Bereich nannte Böllert den Fachkräftemangel.