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Ministerin Paul: Auch Mädchen in NRW von Genitalbeschneidung bedroht

NRW-Familienministerin Josefine Paul (Grüne) hat die Bedeutung von Aufklärung und Prävention im Kampf gegen weibliche Genitalbeschneidung betont. Diese „menschenverachtende Praxis“ finde nicht nur in anderen Gegenden der Welt statt, erklärte Paul am Mittwoch auf einer Fachtagung der Beratungsstelle „stop mutilation“ und der Diakonie Düsseldorf. „Allein in Nordrhein-Westfalen leben schätzungsweise 22.000 betroffene und bis zu 3.800 bedrohte Mädchen und Frauen.“ Weltweit gingen die Vereinten Nationen von 200 Millionen betroffenen und vier Millionen bedrohten Mädchen und Frauen aus.

Weibliche Genitalbeschneidung sei eine schwere Gewaltanwendung und Menschen- und Kinderrechtsverletzung, die mit entsetzlichem Leid für jede einzelne Betroffene verbunden sei, sagte Paul laut Redetext weiter. „Und das keinesfalls nur während der Beschneidung, sondern ein Leben lang.“ Die meisten Mädchen würden im Alter zwischen vier und vierzehn Jahren beschnitten, einige bereits kurz nach der Geburt. Und obwohl die weibliche Genitalbeschneidung in Deutschland unter Strafe stehe, „müssen wir leider davon ausgehen, dass auch Mädchen, die hier leben, einer Genitalbeschneidung unterzogen werden“, beklagte die Ministerin. Darüber hinaus gebe es die sogenannte „Ferienbeschneidung“ im Ausland.

Deshalb sei Aufklärungs- und Präventionsarbeit auch in Deutschland nötig, betonte Paul. Ein wichtiger Baustein dabei sei die Arbeit in und mit den Communities, in denen die Genitalbeschneidung praktiziert werde. Um einen Bewusstseinswandel in Gang zu setzten, sollten auch die männlichen Familienmitglieder mit in den Blick genommen werden.

Wichtig sei zudem die Sensibilisierung und Weiterbildung von Berufsgruppen, die mit bedrohten oder betroffenen Mädchen und Frauen zu tun haben, sagte die Grünen-Politikerin. Dazu zählten etwa Ärztinnen und Ärzte, Hebammen, Lehrkräfte, Fachkräfte der Schulsozialarbeit und der offenen Kinder- und Jugendarbeit sowie Mitarbeitende in Frauenberatungsstellen und Einrichtungen der Flüchtlingshilfe. „Wir brauchen ein breites Wissen und Engagement, um weiblicher Genitalbeschneidung vorzubeugen und bedrohte Mädchen zu schützen.“