CDU-Präsidiumsmitglied Karl-Josef Laumann drängt seine Partei, sich inhaltlich breiter aufzustellen und mehr Sozialkompetenz zu zeigen. Im Interview des Magazins “Cicero” forderte er eine schnelle Begrenzung der Zuwanderung. Sonst drohten bei den kommenden Europawahlen starke Gewinne rechter Parteien.
“In der Öffentlichkeit muss die CDU Vielfalt zeigen: Männer und Frauen, Land und Stadt, ganz unterschiedlichen Typen sind nötig. Und da ist die Partei zurzeit nicht breit genug aufgestellt”, sagte der Bundesvorsitzende der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft Deutschlands. “Wenn 80 Prozent der CDU-Bundestagsabgeordneten meinen, dass ihre politische Heimat in der CDU in der Mittelstandsvereinigung liegt, dann wird das für diese Partei zum gravierenden Problem.”
Es gehe darum, dass die CDU auch in der Sozialpolitik Ressourcen ausbaue, mahnte der Sozialpolitiker, der in NRW Sozial- und Gesundheitsminister ist. “Wenn nur ein Sozialminister in Deutschland CDU-Mitglied ist, stellt sich die Partei zu eng auf. Wenn die CDU derzeit nur zwei Gesundheitsminister in Deutschland stellt, reicht das nicht.”
Laumann forderte schnelle Maßnahmen zur Begrenzung der Zuwanderung. “Es ist klar, dass unsere Infrastruktur Zuwanderung in diesem Ausmaß, wie wir sie derzeit haben, weiter nicht verkraften kann.” Da seien sich Kommunal- und Landespolitiker aller Parteien weithin einig.
“Im kommenden Jahr sind Europawahlen, bis dahin muss die Politik das Problem in den Griff bekommen, sonst werden die Wähler extreme Parteien wählen, um einen Denkzettel zu erteilen. Das will ich nicht”, warnte der Minister. Menschen, die in einfachen Verhältnissen lebten, bekämen die Belastung der Infrastruktur viel schneller und direkter mit als Menschen in gut-bürgerlichen Gegenden. “Entsprechend ist dann auch der Frust und vielleicht auch das Wahlverhalten.” Generell müsse die Politik “endlich viel stärker wahrnehmen, was die normalen Leute beschäftigt”.
Auf die Frage, was er Menschen in seinem Wahlkreis im Münsterland sagen würde, wenn sie AfD wählten wollten, sagte Laumann, er könnte auch in der Kneipe deutlich machen, dass das mit der AfD wirklich keine gute Idee sei. “Ich würde also demjenigen sagen: Überleg mal, wo das hinführt. Und überleg mal genau, was die eigentlich wollen. Zum Beispiel mit Blick auf Europa. Was würde das für uns bedeuten, die Europäische Union zu verlassen? Da muss doch jeder merken, dass wir dadurch unseren Wohlstands-Ast absägen würden, auf dem wir sitzen.”
Sein Verhältnis zu den Grünen in NRW beschrieb der CDU-Politiker als gut. “Manche von den Grünen bewundere ich sogar, weil sie noch echte Idealisten sind. Und das erinnert mich dann sehr an meine Jugendzeit, wo ich auch so war.”