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Minister: Handy am Steuer so gefährlich wie Alkohol

Wer bei Tempo 50 zwei Sekunden aufs Handy schaut, fährt 30 Meter im Blindflug. Der kurze Blick kann ein Menschenleben gefährden oder gar auslöschen. Baden-Württemberg will dem entgegensteuern, mit einer Monster-Kampagne.

Das Land Baden-Württemberg hat eine seiner bisher größten Kampagnen zur Verkehrssicherheit gestartet – gegen Handynutzung am Steuer. “Die Nutzung des Handys am Steuer ist genauso gefährlich wie Alkohol am Steuer”, betonte Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) am Mittwoch in Stuttgart zum Start der Aktion. In beiden Fällen würden Reaktionszeit und Aufmerksamkeit drastisch beeinträchtigt, mit oft fatalen Folgen.

Das Verkehrsministerium ruft auf Raststätten an Autobahnen und in Parkhäusern zu mehr Sicherheit am Steuer auf. Über 100 leuchtend gelbe Kreidezeichnungen auf schwarzem Grund wurden an 30 stark genutzten Autobahnraststätten, Parkplätzen und Parkgaragen innerhalb einer Woche aufgebracht. Die Bilder zeigen ein grimmig guckendes Monster mit Handy am Steuer und dem Text “Ein Swipe – 30 Meter Blindflug”.

Als “Swipe” werden Finger-Bewegungen zur Bedienung des Handys bezeichnet. “Wer für nur zwei Sekunden bei Tempo 50 auf sein Handy schaut, legt mehr als 30 Meter im Blindflug zurück. Das ist ungefähr die Länge eines Tennisplatzes – und in dieser Distanz kann viel passieren”, erläuterte der Minister.

Die Strafen für Handynutzung am Steuer können Autofahrende empfindlich treffen: mindestens 100 Euro und ein Punkt in Flensburg, bei zusätzlicher Sachbeschädigung auch mehr und bei Wiederholung sogar ein Fahrverbot. Die Polizei betont jedoch: “Viel schlimmer als jede Strafe ist das Wissen, durch einen kurzen Blick aufs Handy ein Menschenleben gefährdet oder gar ausgelöscht zu haben.”

Ablenkung sei die Ursache für etwa 13 Prozent der tödlichen Verkehrsunfälle in Deutschland. Experten gingen jedoch von einer deutlich höheren Dunkelziffer aus, da Ablenkung als Unfallursache oft schwer nachweisbar sei. Noch tödlichere Folgen habe nur eine weitere Ursache: zu hohe oder nicht angepasste Geschwindigkeit. 2024 seien fast 90.000 Fahrerinnen und Fahrer in Baden-Württemberg mit dem Handy am Steuer erwischt worden.

Besonders alarmierend: Jüngere Fahrende im Alter von 18 bis 24 Jahren sind demnach überdurchschnittlich häufig betroffen. Eine Studie der Allianz Versicherung zeige, “dass 39 Prozent dieser Altersgruppe zugeben, während der Fahrt Nachrichten am Handy zu schreiben”.

Mit den auffälligen Kampagnen-Motiven dort, wo Menschen zu ihren Fahrzeugen gehen, wolle man “einen entscheidenden Moment nutzen”, so Minister Hermann. “In diesem Augenblick, kurz vor Fahrtantritt, können Autofahrende noch Vorkehrungen treffen, um Ablenkungen während der Fahrt zu vermeiden.”