Das bundesweit tätige Wohnungsunternehmen Vonovia (Bochum) stattet aktuell Wohnungen mit sogenannten „Multisensor Plus“-Rauchwarnmeldern aus. Neben der klassischen Raucherkennung verfügten die Melder über ein Raumklima-Monitoring, wozu sie Temperatur und Luftfeuchtigkeit messen würden, schreibt Vonovia auf seiner Website. Zudem gebe das Gerät Lüftungsempfehlungen. Viele Mieterinnen und Mieter sehen in den Meldern so etwas wie einen „Spion an der Decke“, wie bei einem Online-Gespräch des „MieterInnenBündnis VoNO!via & Co.“ am Mittwoch deutlich wurde. Der Vorsitzende des Mietervereins zu Hamburg, Rolf Bosse, hält die Sorge für berechtigt, wie er dem Evangelischen Pressedienst (epd) sagte. Er rät Mietern, den Einbau zu verweigern beziehungsweise bereits montierte Geräte abzubauen. Derzeit sind Wohnungen in Hessen und Baden-Württemberg betroffen.
epd: Vonovia stattet Wohnungen mit „Multisensor Plus“-Rauchwarnmeldern aus. Viele Mieterinnen und Mieter sehen in diesen Meldern einen „Spion“. Ist ihre Sorge berechtigt?
Rolf Bosse: Die Sorge ist berechtigt. Hinter der Bezeichnung „Rauchwarnmelder“ verbirgt sich eine Technologie, die geeignet ist, das Wohn- und Nutzungsverhalten inklusive der Belegung der Wohnung zu messen und zu dokumentieren. Hier werden sensible Daten gesammelt, die weder die Vermieterseite noch sonst jemanden etwas angehen, und es ist unklar, wer alles Zugriff auf diese Daten bekommen soll oder kann.
epd: Was sollten Mieterinnen und Mieter, in deren Wohnung sich ein derartiger Melder befindet, beim Betrieb beachten?
Bosse: Die Melder sollten abgebaut, deaktiviert und der Vermieterseite zurückgegeben werden. Von vornherein sollte der Einbau verweigert werden. Das darf auch erfolgen, angesichts der oben beschriebenen Eingriffe in die Persönlichkeitsrechte und des verletzten Datenschutzes.
epd: Müssen Mieterinnen und Mieter den Einbau derartiger Melder akzeptieren oder können sie sich dagegen wehren?
Bosse: Die Mieterseite kann, wie beschrieben, den Einbau verweigern. Das passiert ganz praktisch, indem den Monteuren der Zutritt zur Wohnung verweigert wird. Nachdruck verleiht dann ein Schreiben vom Mieterverein an die Vermieterseite.
Vor dem Hintergrund der Entwicklungen in Hessen und Baden-Württemberg ist mit einem Roll-Out des Einbaus dieser Melder auch in Hamburg innerhalb des nächsten Jahres zu rechnen. Dies muss von den betroffenen Mieterinnen und Mietern von vornherein verhindert und verweigert werden, denn die Vonovia dürfte sich sonst einfach über die Wünsche der Mieterinnen und Mieter hinwegsetzen.