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Meldestelle: Antisemitismus ist im Fußball allgegenwärtig

Hitlergrüße, Tattoos, Parolen: Antisemitismus ist im Fußball ein relevantes Problem. Was nach einer Anzeige des jüdischen Vereins TuS Makkabi Köln die Meldestelle für Diskriminierung im Fußball berichtet.

Der Fußballsport hat offenbar ein Problem mit Judenfeindlichkeit. Zwar seien Vorgänge mit dem Ausmaß wie um die Partie TFG 1878 Köln-Nippes gegen TuS Makkabi Köln bislang nicht bekannt, sagte ein Sprecher der Meldestelle für Diskriminierung im Fußball in Nordrhein-Westfalen am Donnerstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Bochum. Doch sei Antisemitismus im Fußball ein relevantes Problemfeld. Häufig werde er nicht erkannt oder ernst genommen, in einigen dokumentierten Fällen aber auch negiert oder bagatellisiert.

Der jüdische Verein TuS Makkabi Köln hat die Mannschaft von TFG 1878 Köln-Nippes angezeigt. Es habe bei der Begegnung der Mannschaften in der Kreisliga D am vergangenen Sonntag antisemitische Übergriffe auf Makkabi-Spieler gegeben, lautet der Vorwurf. Der TFG Nippes weist den Vorwurf zurück. Der Fußball-Verband Mittelrhein teilte auf Anfrage mit, dass die Vorwürfe sehr ernst genommen würden und der Fall dem Verbandssportgericht übergeben worden sei.

Laut der Meldestelle für Diskriminierung im Fußball sind Beleidigungen, Bedrohungen und auch körperliche Übergriffe gegen Makkabi-Mannschaften vor allem im Freizeitsport ein Problem. Häufig würden die Vorfälle nicht den Weg in die Datenbanken schaffen, häufig weil keine strafrechtliche Relevanz vorliege und oft weil sie nicht angemessen dokumentiert seien.

“Antisemitismus im Fußball ist dagegen allgegenwärtig”, hieß es. “In unserer Datenbank haben wir Hitlergrüße, antisemitische Sticker, Schmierereien und Graffiti dokumentiert.” Es gebe auch Vereine, bei denen Trainer nachweislich antisemitische Tätowierungen oder Trikots mit antisemitischen Codes tragen. Vorwürfe gegen gesamte Vereine oder Mannschaften seien der Meldestelle aber bisher nicht bekannt geworden. Somit stelle die Anzeige sicherlich einen seltenen Fall dar.

Der jüdische Sportverband Makkabi Deutschland erklärte, dass sich der Antisemitismus seit dem Hamas-Angriff vom 7. Oktober 2023 auf Israel in Deutschland empirisch nachweisbar vervierfacht habe. “Diese Eskalation trifft auch unsere Vereine direkt: Angriffe auf Makkabi-Spieler haben in Quantität und Qualität massiv zugenommen”, so ein Sprecher. “Was früher verbale Beschimpfungen waren, sind heute körperliche Attacken – bis hin zu Gewalt auf dem Platz.” Diese Entwicklung sei inakzeptabel und zeige eine neue Dimension antisemitischer Aggression, “der wir uns als Makkabi entschieden entgegenstellen”.

Der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (Rias NRW) sind über Köln hinaus bislang keine weiteren Vorfälle auf Fußballplätzen in NRW bekannt geworden. Zuletzt habe die Stelle im Jahr 2023 zwei Vorfälle im Amateurfußball dokumentiert, bei denen Spieler antisemitisch beleidigt wurden.