DORTMUND – „Das Thema ist für mich jetzt viel komplexer geworden“, sagt Marcel Krombusch, Volontär bei der Funke-Mediengruppe, am Ende des Tages: „Ich bin stärker sensibilisiert.“ In der Dortmunder Abu-Bakr-Moschee hat er zusammen mit elf weiteren Journalisten an dem Seminar „Christen und Muslime im Dialog“ teilgenommen.
Darum ging es den beiden Veranstaltern, der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) und der Medienakademie Ruhr: den Journalisten Arbeitshilfen für den Umgang mit einem komplexen und emotional besetzten Thema zu vermitteln, damit sie kompetent und differenziert berichten können. Was verbindet? Was spaltet? Was hat der Dialog eigentlich für ein Ziel? Wie gelingt das Zusammenleben?
Die Schwierigkeit beginnt schon mit den Zahlen. Genau weiß niemand, wie viele Menschen muslimischen Glaubens in Deutschland leben. Die allgemein genannte Zahl von fünf Prozent der Bevölkerung ist eine Schätzung, erklärt Pfarrer Ralf Lange-Sonntag, Islambeauftragter der EKvW. Denn es gibt keine Mitgliederstruktur wie etwa bei den christlichen Kirchen: Wer sich als Muslim versteht, muss nicht unbedingt irgendwo registriert sein. Die einzelnen Islamverbände repräsentieren nur einen kleinen Teil der Muslime in Deutschland.
Und hier wird ein Problem für Journalisten deutlich: Wen soll man ansprechen, wenn man über Fragen zum Islam recherchiert? Wer spricht für wen? Es hilft nur eins: sich immer darüber im Klaren sein, dass es sich um Einzelstimmen handelt, die entsprechend eingeordnet werden müssen.
Friedrich Stiller und Achmed Aweimer kennen das. Der Pfarrer für gesellschaftliche Verantwortung des Evangelischen Kirchenkreises Dortmund und der Vorsitzende des Rates der muslimischen Gemeinden haben oft mit Medien zu tun. Beide sind in Dortmund Pioniere des interreligiösen Dialogs, zu dem in der Ruhrgebietsmetropole auch das Judentum gehört. „Wir sind nicht blauäugig, wir sind hartnäckig“, sagt Stiller. Mit Aweimer ist er sich einig, dass es zum Dialog keine Alternative gibt. Und der aus Palästina stammende Araber spitzt noch zu: „Ein Dialog ohne Konflikte ist kein Dialog.“