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Mehr Geld für Schüler von armen Eltern gefordert

Das Geld aus dem Bildungs- und Teilhabepaket reiche für Kinder armer Eltern nicht aus – gerade für die 1. Klasse.

Schüler beim Unterricht (Symbolbild)
Schüler beim Unterricht (Symbolbild)Andrea Enderlein / epd

Hannover. Die Diakonie in Niedersachsen drängt zum Schulanfang auf mehr staatliche Unterstützung für Familien mit wenig Geld. Für Kinder von Hartz-IV-Beziehern seien die 100 Euro aus dem Bildungs- und Teilhabepaket nicht ausreichend, sagte Diakonie-Referentin Heike Krause dem epd. "Diese Summe ist nie berechnet worden und passt überhaupt nicht zur Realität, die sich in den Klassen abbildet." Die Diakonie fördert an mehreren Orten in Niedersachsen Projekte, die Kinder aus einkommensschwachen Familien unter anderem mit Schulmaterialien unterstützen.
In Stadt und Landkreis Osnabrück wurde beispielsweise 2006 der Verein "Kinder in Not" gegründet, der mit Hilfe der Diakonie und der Caritas unter anderem Kinder aus armen Familien mit Lernhilfen, Materialien und Nachhilfeunterricht fördert. In Osnabrück leben den Angaben zufolge 17 Prozent der minderjährigen Kinder unter Sozialhilfeniveau.

Teure Taschenrechner

Die Diakonie im Kirchenkreis Harzer Land in Clausthal-Zellerfeld hilft schulpflichtigen Kindern aus einkommensschwachen Familien ebenfalls mit einem Schulmaterial- und Lernmittelfonds. Seit 2008 sind den Angaben zufolge zu Schuljahresbeginn mehr als 3.000 Gutscheine an Kinder und Jugendliche verteilt worden, die in verschiedenen Geschäften für Schulmaterialien eingelöst werden können. Außerdem werden Zuschüsse für Klassenfahrten gegeben.
Auch die Hamelner "Kreide-Tafel" unterstützt Schüler der Klassen 1, 5 und 11, die in Familien mit niedrigem Einkommen leben und Sozialleistungen beziehen, mit Arbeitsmaterialien. Sowohl bei der Einschulung als auch beim Wechsel in die fünfte oder elfte Klasse entstünden durch teure Taschenrechner oder einen Atlas Kosten, die von den Eltern nicht aufgebracht werden könnten, hieß es. Das Projekt wird vom örtlichen Kinderschutzbund, der Hamelner Tafel und der Diakonie organisiert.

Musterklagen beim Sozialgericht

Nach einer Studie des Sozialwissenschaftlichen Institutes der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) aus dem Jahr 2015 liegen die tatsächlichen Kosten für den Schulbedarf bei durchschnittlich 153 Euro im Jahr – 53 Euro mehr als den Eltern aus dem Bildungs- und Teilhabepaket zur Verfügung stehen. Besonders hohe Kosten entstehen im Einschulungsjahr mit mehr als 300 Euro.
Die Diakonie hat außerdem an vier Sozialgerichten in Niedersachsen gemeinsam mit betroffenen Familien Musterklagen gegen die staatlichen Sätze für den Schulbedarf eingereicht, sagte Krause. Die Fälle seien nicht abgewiesen worden, würden aber derzeit noch geprüft. (epd)